Urlaubsnachlese
Liebe Schwestern und Brüder,
für viele von uns geht eine Zeit zu Ende, in der wir Ferien gemacht haben. Ab Montag geht der Alltag wieder los. Das werden wir alle spüren: In den Geschäften, auf der Straße, der Routine in der Familie … Daher heute der Versuch einer Urlaubs-Nachlese, einer „Wertschöpfung". Drei Gedanken dazu gehen von den heutigen Lesungen aus und unterteilen die Erholung somit auch in drei Phasen:
- Das Weisheitsbuch – die 1. Lesung – blickt in die Vergangenheit und deutet so die Gegenwart. Die Vergangenheit: Auszug aus Ägypten, Unsicherheit, Angst, Gefahr. Es ist gut gegangen, weil Gott treu ist. Was sagt das über die Gegenwart?
Am Anfang von Ferien steht oft – nach dem ersten Verschnaufen – der Blick auf das, was alles war. Vor allem Belastungen kommen hoch, Ereignisse, Begegnungen, die uns an Grenzen geführt haben. Wir merkten vielleicht vor den Ferien: Da schwindet die Toleranzbreite. Wie deute ich das, was geschehen ist? Ich bin ein Mensch, der Gott Raum für Sein Handeln an mir geben will. Damit steht auch das Belastende, das Unfertige, das Unsichere nicht zufällig in meinem Leben. Es geht nicht darum, etwas abzuhaken, beiseite zu legen oder zu vergessen. Es geht darum, wie ich es in meiner Lebensgeschichte deute: Wie sieht es aus mit meinem Vertrauen zu Gott?
- Damit bin ich schon beim zweiten Gedanken – und einer zweiten Phase der Erholung, die mich wieder tiefer mit mir verbinden will. In der Lesung aus dem Hebräerbrief geht es um den Glauben. Es geht um die Basis, auf der ich stehe. Der Hebräerbrief spricht von Abraham, von Isaak, von Sara. Ihnen wird viel zugemutet. Gott versprach ihnen Großes, das ihre Vorstellungskraft übersteigen musste. Sie haben – und das ist Glaube – daraufhin Schritte gewagt, die die weitere Zukunft entscheidend mitprägten, ja veränderten. Sie selbst waren dabei meist gar nicht die Nutznießer, sondern erst ihre Nachkommen.
Ich selbst habe bei der Taufe Gottes Zusage erhalten: Er ist nicht nur bei mir, sondern ER will mein Leben zur Erfüllung führen. Ich bin also nicht zufällig auf dieser Welt, sondern ich habe eine Sendung, eine mir von Gott geschenkte Identität. Die darf, ja die soll ich entwickeln.
Ferien geben mir die Zeit, die Ruhe, den Abstand, um genau das wieder anzuschauen. Gaube ich daran – im Blick auf all das, was sich in den letzten Monaten ereignet hat? Kann ich mich darauf einlassen, den Weg weiterzugehen? Vielleicht geht es auch auf eine Weggabelung zu, eine Kreuzung – und da braucht es Mut für eine Entscheidung. Zumutungen Gottes können ja genau dazu führen: Zu dem Mut, Entscheidungen zu treffen, auszuwählen, weiterzugehen.
- Das führt dann zum dritten Gedanken, einer dritten Phase, in die mich Ferien führen wollen und die das Evangelium so schön benennt: „Wo euer Schatz ist, da ist auch euer Herz!“ Der Schatz ist der Kompass, nach dem ich mich ausrichte. Er bestimmt mein Denken, mein Handeln, mein Reden. Ob mir das bewusst ist oder nicht. Manche Belastungen oder Störungen in der Vergangenheit haben vielleicht auch darin ihren Grund, dass ich diesem Kompass nicht mehr gefolgt bin, dass da Störungen auftraten. Oder ich merkte, dass dieser Schatz es gar nicht mehr wert ist, dass ich ihm weiter nachgehe. Der „Schatz“ ist das, was mir Orientierung gibt, Halt, Sicherheit. Christus konfrontiert mich ganz deutlich mit dieser Frage: „Wo ist dein Schatz?“ Er lässt es mich immer wieder neu erkennen – und Ferien sind dafür eine ausgezeichnete Zeit. Er zwingt mich nicht, aber ER bietet sich als dieser „Schatz“ an, als dieses Fundament, auf das ich bauen kann.
Das Ende von Ferien hat immer auch damit zu tun, dass ich mich neu für dieses Fundament meines Lebens entscheide. Das gilt für jeden Menschen, ob er glaubt der nicht. Der Glaubende aber – und das will ich sein – gibt diesem Fundament den Namen Jesus. Und damit vertraut er darauf, dass etwas geschieht, dass sich etwas entwickelt, wie es sein soll. Dass sich jeder von uns also so entwickelt, wie Gott sich das wünscht – und so können wir uns jetzt wieder gegenseitig mit den Gaben beschenken, die jeder hat. Einmalig. Und immer wertvoll. Dafür danken wir jetzt gemeinsam – und können uns freuen auf das, was nun kommt. Amen.
Fürbitten
Unseren Herrn Jesus Christus, der das Fundament unseres Lebens sein will, bitten wir:
- Am Ende der Ferien bitten wir Dich für unsere Gemeinde: Lass uns vertrauensvoll und gestärkt miteinander entdecken, welche nächsten Schritte Du mit uns in der nächsten Zeit gehen willst.
Christus, höre uns – Christus, erhöre uns
- In der kommenden Woche beginnt die Visitation unseres Bischofs im Rheingau: Schenke uns allen gemeinsam mit ihm eine Stärkung unseres Glaubens und erneute Freude am Glauben.
- Wir bitten Dich für die Kinder, für die in diesen Tagen mit der Schule ein neuer Lebensabschnitt beginnt: Schenke ihnen Freude am Lernen und hilf ihnen, ihre Talente zu entdecken und zu entwickeln.
- Wir bitten Dich für alle Lehrer und die, die Kinder und Jugendliche auf ihrem Lebensweg begleiten: Schenke ihnen Geduld und Gelassenheit sowie die Zuversicht, dass das Gute, das sie säen, keimt und Früchte tragen wird.
- Wir bitten Dich für alle, die erschöpft sind und keine Kraft für ihren Alltag mehr haben: Mache uns aufmerksam und hilf uns, ihnen ihre Last leichter zu machen.
- Wir bringen Dir auch unsere Verstorbenen: Lass sie bei Dir ewige Heimat finden.
Dir sei Dank der Du mit dem Vater und dem Geist lebst und uns liebst, jetzt und in alle Ewigkeit. Amen.