Umdenken
Die Texte am 3. Sonntag im Jahreskreis des Lesejahres B, die Lesungen (Jona 3, 1–5.10 und 1 Kor 7, 29–31) und das Evangelium (Mk 1, 14–20), finden Sie online im Schott der Erzabtei Beuron oder auch bei Evangelium in Leichter Sprache.
Liebe Schwestern und Brüder,
in diesen Tagen haben wir es wieder erlebt: Der vom hessischen Parlament gewählte Ministerpräsident hält seine erste Rede. Da wird genau zugehört, da werden in seine Worte Dinge hineingelesen oder gedeutet, um Schwerpunkte und Leitlinien einer zukünftigen Arbeit ablesen zu können. Oder erinnern wir uns an den 13. März 2013: Das einfache „buona sera“, das der frisch gewählte Papst Fanziskus auf der Loggia des Petersdomes zu den Menschen sagte, öffnete gleich das Herz vieler und verhieß einen anderen, einen neuen Stil.
Der Evangelist Markus schreibt als Erster ein Evangelium und im heutigen Text hören wir die ersten Worte aus Jesu Mund: „Kehrt um und glaubt an das Evangelium“. Die Übersetzung ist ungenau bzw. man muss sie ergänzen, um das Gesagte zu verstehen: „Denkt um, denkt in einer anderen Weise“, also anders, als ihr es bisher gewöhnt wart. Noch konkreter: „Tut Buße“, wie es Luther übersetzt, indem ihr im Rückblick erkennt, wo ihr in eurem Leben Gott nicht vertraut habt. Das werde ich erkennen, wenn ich mich dem „Evangelium“, das Markus überliefert, aussetze: Es soll mich vertraut machen mit dem Handeln und der Denkweise Gottes, die in Jesus von Nazareth konkret wird. Das ist Richtschnur und Maßstab. Bis heute.
- Nach Seinem programmatischen Wort lässt Jesus Taten folgen, indem ER die ersten Jünger beruft. ER beruft sie von ihrer bisherigen Tätigkeit weg und gibt ihnen eine neue Aufgabe. Obwohl: Ganz neu ist das nicht! Das, was sie können, wird so gewandelt, dass es dem Reich Gottes dient. Fischer, denen es um Fische geht, sollen zu Fischern werden, die Menschen „fangen“. Der Evangelist Lukas wird das noch etwas präzisieren, indem er Jesus zu Petrus sagen lässt, dieser solle Menschen „retten“, sie „ins Leben fangen“ (vgl. Lk 4,10). „Kehrt um“ heißt dann doch: Tu das, was du kannst, was du wirklich kannst, und tue es in der rechten Weise, also in dem Sinne Gottes. Nichts Fremdes wird von dir verlangt, sondern eigentlich genau das Gegenteil: Da will mich Jesus in meiner Begabung fördern!
- In diese Tagen feiern wir in unserer Pfarrei drei sehr unterschiedliche Heilige: Sebastian, der als Hauptmann der kaiserlichen Gardetruppe im Zentrum der Macht stand und als Christ von Kaiser Diokletian als gefährlich angesehen wurde, so sehr, dass er gleich zweimal getötet wurde. Vincentius, der als Diakon des Bischofs von Saragossa vom gleichen Kaiser brutal gefoltert und getötet wurde. In ihrer Nachfolge standen auch im vergangen Jahr tauende Christen, Laien, Ordensleute und Priester, die wegen ihres Glaubens den Tod fanden. Christen sind die weltweit am meisten verfolgte Gruppe – auch wenn das selbst in unserem Land gerne verschwiegen wird.
Schließlich feiern wir auch den Hl. Einsiedler Antonius, der im 3. und 4. Jahrhundert in der Wüste Ägyptens ein Einsiedlerleben begann und so als Gründer der Mönchsbewegung überhaupt gilt. Er, der aus wohlhabendem Hause stammte, hörte als junger Mann das Wort Jesu, alles zu verlassen, und das traf ihn tief. Statt auf das reiche Erbe seiner Familie setzte er auf den Reichtum der Freundschaft mit Jesus. Sein Einfluss damals ist nicht zu unterschätzen und bis heute wagen Menschen, einen solchen Weg mit Jesus einzuschlagen.
- Was sagt mir, was sagt uns das heute? An Silvester gebrauchte ich das Bild der Kirchenväter, die von der Kirche als „Mond“ sprachen. Der Mond erhält sein Licht von der Sonne, die in diesem Bild das Symbol für Christus ist. Der Mond gibt das Licht der Sonne weiter und so soll es auch die Kirche tun. Wie in der Natur gibt es aber auch im Blick auf die Kirche „Mondphasen“, Zeiten, in denen kaum bis gar kein Licht vom Mond abgestrahlt wird. In einer solchen Zeit scheinen wir uns gerade zu befinden. Wenn aber der Mond nicht mehr so strahlt, tun es die Sterne umso mehr und für die Kirchenväter sind die Heiligen, die Christen diese Sterne. Darin liegt in unserer Situation auch die Chance! So sehr ich das Klagen über die Kirche auch kenne und nachvollziehen kann – so sehr ich darunter leide, dass sich seit Jahren der Bischof nicht für mich, uns in unserer Situation zu interessieren scheint und sich auf der Ebene darunter die Menschen darüber beklagen, dass der Pfarrer oder die Hauptamtlichen wenig Interesse an ihnen zu zeigen scheinen – sind wir eingeladen: Denkt um! Ändert den Blickwinkel. Christus möchte jedem und jeder von uns unmittelbar nahe sein. Lassen wir es zu und freuen wir uns genau daran und lassen wir uns so überraschen, dass unser Licht in dieser Zeit der Welt das geben kann, was die Kirche offensichtlich momentan nicht vermag.
Für mich ist das Frohe Botschaft.
Amen.
Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Hier und Jetzt. Wir bitten:
- Für die ganze Kirche: dass sie sich wie die ersten Jünger von Deinem Ruf angezogen fühlt und in Deiner Nachfolge glaubwürdig handelt.
(Christus, höre uns – Christus, erhöre uns) - Wir bitten dich für die Männer und Frauen, die wie der Hl. Sebastian und der hl. Vincentius heute wegen ihres Glaubens an Dich verfolgt, misshandelt und getötet werden.
- Auch die Fürsprache des Hl. Antonius bitten wir Dich für alle Ordensleute, die im Verborgenen durch ihr Gebet ihren Dienst an der Kirche und der Welt tun.
- Wir bitten Dich auch für unsere Stadt Eltville: Schenke uns immer wieder neu den Blick für die, die am Rande stehen, und stärke unsere Bereitschaft, dem Wohle aller zu dienen.
- Für alle Getauften: dass wir den Mut aufbringen, Dich selbst in unserem alltäglichen Leben handeln zu lassen.
- Für die Verantwortlichen in Politik und Wirtschaft: dass sie immer besser ihrer Verantwortung gerecht werden, dem Frieden und dem Wohle der ganzen Menschheit zu dienen.
- Für unsere Verstorbenen und alle Toten: lass ihre Zeit in Deiner Ewigkeit münden.
Allmächtiger Gott, höre unsere Bitten und bekehre unsere Herzen immer wieder neu zu Dir, der Du mit dem Sohn und dem Heiligen Geist lebst und herrschst in alle Ewigkeit.
Amen.