Tröstet mein Volk – Welche Kraft in der Hoffnung steckt
Die Texte am 2. Adventsssontags des Lesejahres B, die Lesungen (Jes 40, 1–5.9–11 und 2 Petr 3, 8–14) und das Evangelium (Mk 1, 1–8), finden Sie online im Schott der Erzabtei Beuron oder auch bei Evangelium in Leichter Sprache.
Liebe Schwestern und Brüder,
der Advent ist kurz.
Und was gibt es da alles zu tun!? Allein schon der Blick in unseren Pfarrbrief: So viele Veranstaltungen wie kaum sonst im Jahr werden dort angekündigt – alle sind einen Besuch wert! Dazu viele private Treffen, Verabredungen. Schließlich ist ja auch noch das Fest selbst vorzubereiten. Wie schaffen wir das alles? Das ist doch wieder viel zu viel! Da kommen wir kaum zur Besinnung.
Am letzten Montag, als der Schnee uns dieses Mal ja auch auf der Rheinschiene buchstäblich einschloss, hatte ich ungeplant eine ruhige Zeit. Und da standen sie unerwartet plötzlich alle wie Gespenster vor mir: die Nachrichten aus aller Welt, die uns unaufhörlich in den Ohren dröhnen. Das fängt an mit dem Hass im Heiligen Land und das nicht enden wollende Töten; natürlich die Ukraine und die Not der Menschen; die Bilder der Monsun-Überschwemmungen, die mir Bischof Moses aus Nellore in diesen Tagen schickte; die zähen Verhandlungen bei der Klimakonferenz in Dubai; Finanzkrise, Migrantenkrise, Kirchenkrise … All diese Nachrichten gehen nicht spurlos an mir vorbei und ich merke, wie ich sie ausblenden möchte – dann doch lieber so viel Abwechslung und Termine wie möglich in dieser Zeit!
Der Advent ist anstrengend.
Und dann heißt es auch noch in der Liturgie: „Bereitet dem Herrn den Weg!“ Das also auch noch. Das klingt irgendwie nach Pflicht und das können wir gerade jetzt nicht gebrauchen. Religion als Pflicht – Kirche als Belastung.
Dann aber höre ich heute auch: „Tröstet, tröstet mein Volk, spricht euer Gott“. Das Wort, das der Prophet Jesaja benutzt und das wir mit Trost übersetzen, bedeutet im biblischen Sprachgebrauch nicht einfach ein gutes Zureden in einer Not, sondern ein persönliches Fürsorgen, eine konkrete Hilfe und Linderung der Notlage.
„Schön“, mag mancher denken, das steht da, das hören wir – aber hat es auch irgendwelche Konsequenzen? Ändert das irgendetwas an dem, was für uns alle so bedrückend ist? Schürt das nicht wieder bloß Hoffnung?
- „Bloß Hoffnung“ – was meinen wir, wenn wir das sagen? „Die Hoffnung stirbt zuletzt“, sagen wir und meinen damit, dass scheinbar aussichtslose Situationen irgendwie erträglicher gemacht werden. Meint das wirklich „Hoffnung“?
„Komm, probiere es noch mal, lass dich nicht entmutigen, beim nächsten Mal kannst du es schaffen!“; „geh noch mal hin, vielleicht hört er dir beim nächsten Mal in Ruhe besser zu!“; „lass uns gemeinsam noch einmal schauen, ob wir nicht doch eine Lösung finden!“ – wenn wir das sagen, öffnen wir der Hoffnung eine Tür!
Hoffnung beschreibt das Gute, das in der Zukunft eben auch verborgen liegt. Hoffnung übersieht das vermeintlich Hoffnungslose und hat einen weiteren Blick. Hoffnung ist eine göttliche Tugend, denn sie weiß, dass der Anfang eine gute Schöpfung ist.
Der Advent ist konkret.
Ich schaue an, was bei mir, bei uns hier und in der Welt Trost braucht. Und ich möchte der göttlichen Macht "Hoffnung" im Konzert der vielen negativen Stimmen einen Klang geben. All das Bedrängende, das ich eben erwähnte – und das Viele, das wir jetzt noch zusammentragen könnten – ist nicht das Letzte. Da gibt es noch etwas anderes. Ich, wir alle können dem begegnen, indem wir IHM den Weg bereiten. Wenn wir es zulassen, so zu denken, zu urteilen und zu handeln wie ER, wenn ER damit einen Weg in mein, in unser Herz finden kann. Dann ist das ein Anfang. Und es haben schon ganz viele angefangen. Ist das „billiger“ Trost, bloße Hoffnung?
Der Advent ist eine Zeit, in der dem Guten, das eben auch möglich ist, durch unser Denken und dann auch durch unser Sprechen und Handeln ein erster Weg gebahnt wird. Das mag wie ein erster seidener Faden sein, aus dem allerdings ein Tau werden kann.
Der Advent kann machtvoll sein – und damit ein wirklicher Dienst, den wir Christen in dieser „Vorweihnachtszeit“ den Menschen anbieten und schenken können.
Amen.
Im Advent wollen wir auf das schauen, was wir erwarten und auf Den, der Sein Kommen angekündigt hat:
- Herr Jesus Christus, stärke unseren Mut in diesen Wochen des Advents, damit wir den Trost und die Hoffnung, die Du uns schenken möchtest, in unserem Denken, Sprechen und Handeln in unserem Alltag bezeugen können.
(Komm, Herr Jesus - Komm, Herr Jesus) - Lass uns als Deine Kirche in dieser Welt Stimme Deines Wortes sein und hilf uns so, den vielen Orientierungslosen und Traurigen unserer Tage neue Hoffnung zu schenken.
- Lass uns diejenigen nicht vergessen, die in diesen Tagen einer helfenden Hand, eines tröstenden Wortes, einer Geste der Nähe bedürfen.
- Stärke alle Bemühungen, die dem Frieden in der Ukraine und dem Heiligen Land den Weg ebnen können und hilf uns, unseren Beitrag dazu zu leisten.
- Lass unsere Verstorbenen erfahren, dass Deine Frohe Botschaft an ihnen in Erfüllung gegangen ist.
Du bist der, der vom Vater in unser Fleisch gekommen ist, mit dem Du in der Einheit des Heiligen Geistes lebst und herrschst in alle Ewigkeit.
Amen.