Lebensbund – damit es uns gut geht
Die Texte an Fronleichnam des Lesejahres B, die Lesungen (Ex 24, 3–8 und Hebr 9, 11–15) und das Evangelium (Mk 14, 12–16.22–26), finden Sie online im Schott der Erzabtei Beuron oder auch bei Evangelium in Leichter Sprache.
Liebe Schwestern und Brüder,
„alles, was der Herr gesagt hat, wollen wir tun!“, so heißt es heute in der Lesung. Was ist es, was Gott da gesagt hat? Es handelt sich um das Gesetz des Bundes, den Gott mit Seinem Volk am Sinai geschlossen hat. Die 10 Gebote sind ein Teil davon. Wunderbares hatte das Volk bisher erfahren, vor allem einen Gott, der sich Seines Volkes annimmt und befreit. Und jetzt will ER einen Bund schließen. Das bedeutet: So soll es bleiben! Gott will Seinem Volk weiterhin verbunden bleiben, möchte sich binden. Und ein Bund ist – wie der Ehebund! – eine Sache, die beide Partner freiwillig eingehen. Gott zwingt nicht, ER wirbt. Und das Volk willigt ein! „Ja, das wollen wir tun, das wollen wir leben!“ Wie schön! Und doch: Wie schnell vergaß das Volk diese Worte. Schon kurze Zeit danach baute es sich ein Goldenes Kalb! Erschreckend – und doch: Es zeigt, dass der Bund doch eher einseitig gewollt war. Das Volk konnte sich letztlich nicht vorstellen, dass Gott sich wirklich in freundschaftlicher Absicht binden will.
Aber Gott lässt nicht locker. ER wirbt für Seinen Bund. Beinahe möchte man Mitleid mit Ihm haben! Einem Menschen würde man in diesem Falle wohl sagen: Lass es bleiben, du siehst doch, dass der andere nicht will!
Nein, Gott bleibt dran. ER lässt nicht locker! In Jesus wechselt Er auf die Seite des Menschen und wir hören heute im Evangelium das, was im Mittelalter dann zu diesem Fest geführt hat: Gott schließt einen neuen Bund. ER möchte als Bundespartner nicht nur ansprechbar sein, sondern ER möchte DA sein! Konkret. Leiden, Kreuz, Auferstehung – das ist das Zentrum christlicher Theologie. Was es konkret bedeutet: Ich, Euer Gott, Dein Gott, bin hier. Ansprechbar, nicht fern. Für Euch. Für Dich!
Liebe Schwestern und Brüder, ich kann niemandem hier in einem modernen wissenschaftlichen Sinne beweisen, dass es sich hier gleich auf dem Altar nicht nur um Brot und Wein handelt. Das einzige, was ich kann, ist deutlich zu machen, was es mir bedeutet, was dieses Glaubensgeheimnis für einen Einfluss auf mein Leben hat. Ich tue das durch die Art und Weise der Feier; wie ich mich verhalte. Wie ich darüber spreche und was es für meinen Alltag bedeutet, die Eucharistie zu feiern, sie zu empfangen und sie zu verehren. Wenn ich vom „Allerheiligsten“ spreche, dann muss für andere auch spürbar sein, dass es das für mich auch ist.
Wie am Sinai hat Gott in Jesus auch im Abendmahlssaal Seinen Jüngern und darüber hinaus allen Menschen aller Zeiten Seinen Bund, Seine Zuwendung, Seine Freundschaft angeboten. ER zwingt nicht. Warum tut ER das?
Am letzten Sonntag hörten wir aus der Abschiedsrede des Mose an das Volk, kurz bevor es in das Heilige Land einzog. Mose erinnerte das Volk noch einmal an den Bundesschluss am Sinai und sagte: „Daher sollst du seine Gesetze und seine Gebote … bewahren, damit es dir … gut geht!“ (Dtn 4, 40).
Darum geht es: Gott möchte, dass es uns gut geht! Jesus nennt das „Leben in Fülle“. Damit es mir gut geht: dazu gehört neben der Freude an meinem Leben auch der Sinn, der mein Leben erfüllt. Mir geht es gut, wenn ich weiß, nicht alleine zu sein, getragen zu sein. Gott möchte in Jesus Christus nicht etwas „neben“ meinem Leben sein – auf das ich gegebenenfalls auch verzichten kann. Nein, ER möchte durch Seinen Bund, Seine Nähe, Seine Begleitung garantieren, dass mein Leben gelingt, dass ich es auch in dunklen Zeiten als Geschenk annehmen und schätze kann. ER möchte mich einladen, IHM ganz und gar zu vertrauen. Ohne Ihn kann Leben nicht gelingen! Deswegen bleibt Gott dran.
Ja, wir erleben in diesen Zeiten eine Kirchenkrise, die auch eine Glaubenskrise ist. Es wird immer deutlicher, dass es nicht darum gehen kann, mit den letzten Kräften etwas zu bewahren, was vielen in unseren Gemeinden durch viele Jahrzehnte wichtig und teuer geworden ist. Es wird uns nicht gelingen!
Was wir tun können ist: Wir ziehen heute wieder durch die Straßen, in aller Öffentlichkeit. Wir machen deutlich, was ER uns bedeutet! Wir kommunizieren – und das geschieht nach der Prozession, wenn wir in diesen Tagen gefragt werden, was wir da getan haben – dass DER, den ich in der Monstranz tragen darf, eigentlich uns trägt!
Stimmt das?
Diese Frage muss jeder für sich beantworten.
ER trägt mich. Sein Bund. Seine Freundschaft. Damit es mir gut geht. Das möchte ich bezeugen.
Amen.
(Das verwendete Bild stammt von Stefan Bellini (Blogotron) veröffentlicht in Wikimedia Commons unter der CC0 Lizenz. Das Bild wurde gewählt aufgrund des Goldenen Kalbes und ist als solches keine politische Aussage im Bezug auf die Occupy-Bewegung von Pfr. Nandkisore oder der Internetredaktion)
Herrn Jesus Christus, Du bist da und lädst uns ein, Dir zu vertrauen. So bitten wir:
- Du bist das lebendige Brot: Lass uns als Deine Gemeinde davon Zeugnis geben, dass die Freundschaft mit Dir von der Angst und zu wahrem Leben befreit.
(Gesungener Ruf) - Lass uns als Christen glaubwürdige Zeugen dafür sein, dass Du selbst unsere Lebenswege begleitest. Stärke auch in uns das Vertrauen in Deine Vorsehung, gerade dann, wenn wir selbst Krisen, Dunkelheiten und Leid erfahren und so unser Glaube auf die Probe gestellt wird.
- Wir vertrauen Dir unsere Kinder und unsere Sorge um eine behütete Kindheit an, und ebenso unsere Jugendlichen auf ihrer Suche nach ihrem Platz im Leben. Zeige Dich als DER, der trägt, führt und begleitet.
- Gib denen Kraft und Mut, die sich für den Frieden und die Verständigung zwischen den Völkern und Religionen einsetzen: im Heiligen Land und der Ukraine, und überall dort, wo Menschen in Unfreiheit und Unterdrückung leben.
- Unsere Verstorbenen haben eine Lücke in unserem Leben hinterlassen. Zeige Dich ihnen als der, der ihren Hunger nach Leben stillt und lass auch die, an die keiner mehr denkt, bei Dir ewige Heimat finden.
Dir, dem Vater, sei Dank, denn Du schenkst uns alles in Deinem Sohn Jesus Christus, der mir Dir und dem Heiligen Geist lebt und herrscht in alle Ewigkeit.
Amen.