Jesus kennt Seine Schafe


Die verschiedenen Texte am 4. Sonntag der Osterzeit des Lesejahres C finden Sie online im Schott der Erzabtei Beuron und beim Evangelium in leichter Sprache.
Liebe Schwestern und Brüder,
„der Friede sei mit euch“, das waren die ersten Worte des Auferstandenen Christus an Seine verschreckten Jünger. Friede, Shalom: nicht einfach „Waffenstillstand“, sondern ein befreites Miteinander, das aus einer Gemeinschaft mit Gott kommt, zu der jeder und jede eingeladen ist. Viele andere Worte wären denkbar gewesen, die nach einem Tod und der darauf folgenden Trauer hätten gesagt werden können: in die Überraschung, die Bestürzung und das ungläubige Staunen hinein. „Der Friede sei mit euch“, daran hängt es, daran hängt alles! Davon hängt es ab, ob die Zuhörer und Zuschauer nur Zaungäste eines Geschehens sind und bleiben, oder ob sie „einsteigen“ in einen Prozess, der alles verändern kann, alles verändern soll!
Die Worte Jesu aus dem heutigen Evangelium sind in eine Situation gesprochen, die höchst angespannt und unfriedlich war. Seine Gegner stellten Ihn im Tempel, wollten Ihn nötigen zu bekennen, wer ER wirklich sei. „Ich habe es euch gesagt, aber ihr glaubt mir nicht“, so antwortet Er ihnen (Joh 10,25). Jesus konnte – kann – noch so viel sagen, bewirken, lenken, begleiten, aber wenn ich Ihm nicht glaube, nicht vertrauen will, kann ER durch mich und mit mir nicht wirken. Schade
Wir hörten eben auch: „Meine Schafe hören auf meine Stimme“. Ein klares Wort: Wer ein Jünger, eine Jüngerin Jesu sein will, kann das nur im Hören auf Sein Wort. Das bedeutet, eine wirkliche Beziehung zu haben. Eine Beziehung mit Jesus. Wir können nur in menschlichen Kategorien von Beziehung sprechen: Da gibt es gelungene und misslungene Beziehungen, tiefe und oberflächliche, befreiende und belastende. Von Beziehung ist aber nur dann zu sprechen, wenn genau das geschieht: ein Austausch!
Jesus sagt über die Schafe, die zu Ihm gehören: „Ich kenne sie und sie folgen mir“. Das macht gute Beziehung aus: Ich werde gekannt, der andere weiß von mir und um mich. Nicht oberflächlich oder unpersönlich, sondern so, dass ich wirklich vertrauen kann. Deshalb folge ich Ihm. Ich folge keiner Ideologie, keiner Idee, keiner Weltanschauung – ich folge einer Person, weil ich mich bei ihr, bei IHM geborgen weiß.
Ich glaube persönlich, dass dies das Kennziechen einer Zeit ist, die gerade am Anbrechen ist: Beim Christsein und der Kirchenzugehörigkeit geht es immer weniger um „es war immer so“ oder einfach Beheimatung, gar „Gemütlichkeit“. Vielmehr ist es der Ausdruck einer Erfahrung: Ich bin angenommen – ich, mit all meinen Ecken und Kanten – und ich darf Teil von etwas Größerem sein: „Der Friede sei mit euch“.
Ich darf Teil davon sein, dass Menschen Gemeinschaft mit Gott erfahren, Shalom, die ein neues Miteinander der Menschen erst möglich macht.
„Ich kenne meine Schafe“ – und sie folgen IHM, weil sie IHN kennenlernt haben. Und das gehört auch zu einer Beziehung: Ich kenne DEN, der mich kennt – oder zumindest: ich lerne Ihn immer besser kennen, schließlich soll, darf die Beziehung nicht einseitig sein. Das wäre nicht gut. Das wäre keine gute Beziehung!
Ich erinnere mich gut daran, als Papst Fanziskus ganz am Anfang seines Pontifikates an alle Anwesenden auf dem Petersplatz – es waren viele tausend Menschen zusammengekommen – das Neue Testament verteilen ließ. Er rief dabei uns allen zu: „Lest es, täglich, immer wieder, in den kurzen Momenten der freien Zeit des Alltags – lernt Jesus besser kennen!“
Für mich war es so, dass unser neuer Papst Leo XIV. genau daran anknüpfte, als er am Donnerstagabend sagte: „Friede sei mit euch allen. … Gott liebt uns alle und das Böse wird nicht siegen. Wir sind alle in der Hand Gottes. Daher, ohne Angst, vereinigt Hand in Hand mit Gott und unter uns: lasst uns weitergehen. Wir sind Jünger Christi. Christus geht uns voran. Die Welt braucht Sein Licht. Die Menschheit braucht Ihn als Brücke, um von der Liebe Gottes erreicht zu werden. Helft uns, helft einander solche Brücken zu bauen … Dank an Papst Franziskus.“ (Original in Italienisch).
Ja, eine neue Zeit kann beginnen, mit uns: Missionare, die nach draußen gehen, Brücken bauen, eine Verbindung mit DEM, der mich, der uns kennt.
Und den die Welt braucht, um im Frieden zu sein.
Amen.
Unser Herr Jesus Christus, der Gute Hirte, gibt, was wir brauchen. Ihn bitten wir:
- Wir bitten dich heute besonders für unseren neuen Papst Leo, den Du in sein neues Amt berufen hast: Stärke ihn in seinem Dienst und lass ihn die Kraft der Gebetsgemeinschaft der ganzen Kirche erfahren.
(Christus, höre uns – Christus – erhöre uns) - Wir bitten Dich für uns und alle Getauften, dass wir den Menschen von heute ein glaubwürdiges Zeugnis davon vorleben, dass ein Leben in Deiner Freundschaft Glück und Erfüllung schenkt.
- Am heutigen Weltgebetstag für Geistliche Berufe bitten wir dich: Hilf den jungen Menschen, ihre Berufung zu entdecken und lass sie in uns aufmerksame und ermutigende Wegbegleiter finden.
- Am heutigen Muttertag bitten wir Dich für alle Mütter: Segne ihr Tun, lass sie immer wieder Dankbarkeit spüren und sei besonders den Müttern nahe, die sich um ihre Kinder sorgen.
- Wir vertrauen Dir unsere Kinder an, die in diesen Wochen zur Ersten Heiligen Kommunion gehen, und bitten für die Jugendlichen, die sich auf die Firmung vorbereiten: Schenke ihnen den Mut, auf Dich und Deine Freundschaft ihr Leben aufzubauen.
- Und wir bitten Dich für unsere Verstorbenen, für Papst Fanziskus, alle Eltern, Priester und Gläubige, die uns den Glauben vorgelebt und uns Mut gemacht haben, Dir immer mehr zu vertrauen: Nimm Sie bei Dir auf.
Herr Jesus, du bist der Gute Hirt. Du sorgst Dich um uns und rufst Menschen in deine Nachfolge. Dir sei Lob und Ehre in Ewigkeit.
Amen.
