Ihr sollt ein Segen sein – Erstkommunion in Eltville
Die Texte am 4. Sonntag der Osterzeit des Lesejahres B, die Lesungen (Apg 4, 8–12 und 1 Joh 3, 1–2) und das Evangelium (Joh 10, 11–18), finden Sie online im Schott der Erzabtei Beuron oder auch bei Evangelium in Leichter Sprache.
Liebe Schwestern und Brüder,
Liebe Eltern, Paten und Angehörige unserer Erstkommunionkinder,
Liebe Erstkommunionkinder,
„Ihr sollt ein Segen sein“ – so steht das hier an der Wand mit Euren Bildern; so wurde das ganz am Anfang heute froh gesungen. „Ihr sollt ein Segen sein!“ Ein eigenartiges Wort: Segen. Es meint ursprünglich, dass Gott selbst gut von mir redet, gut an mir handelt. Ich bin für Ihn wie ein wunderbarer Edelstein, ein Juwel! Ja: Ich bin, Ihr seid ein Geschenk Gottes an die Welt! (Ich weiß, was jetzt manche Eltern denken: „komm mal morgens zu uns, wenn’s in die Schule gehen soll – oder wenn es darum geht, das Zimmer aufzuräumen!) Aber es gilt: Gott denkt groß von uns, von Euch!
Und weil ER das tut, gibt Er sich heute in Eure Hände, damit ER noch mehr in Euch wohnen kann. Damit Ihr zum Segen werdet, damit andere durch Euch spüren, dass Gott sie liebt! Ihr sollt ein Segen sein!
Wie könnte ich das überprüfen? Wie könnte ich „sehen“, dass ich das bin: ein Segen? Wenn es so etwas wie einen Spiegel geben würde, in dem ich das erkennen könnte!
Ein Spiegel hilft mir zu sehen, wie ich bin (ich nehme einen Spiegel zur Hand). Da gibt es manchmal auch Überraschungen! Huch! Was ist das denn? Was habe ich denn da? (vor der Predigt habe ich mir einen Fleck in das Gesicht geklebt, den ich nun im Spiegel sehe!) Das ist aber gar nicht schön – das habe ich gar nicht gewusst! Und keiner hat mir was gesagt. Das ist mir aber jetzt peinlich!
- So etwas wie ein Spiegel kann auch die Heilige Schrift sein, die Bibel. Da spricht Gott zu uns. Im Neuen Testament sagt Jesus, was Ihm wichtig ist; Er sagt Seinen Jüngern – jedem und jeder von uns – wie wir als Seine Freunde leben können, ja wie wir als Seine Freunde leben sollen, damit die Menschen spüren, wie sehr Gott sie liebt! In der Heiligen Schrift lesen, wir, wie Gott ist, wie ER denkt, wie ER uns sieht. Heute hörten wir, dass ER wie ein guter Hirte ist, der sich um Seine Herde kümmert – und Seine Herde sind wir.
Ob sich durch den heutigen Tag Euer Leben verändern wird? Das hängt auch von jedem von Euch ab! Das hängt davon ab, ob Ihr bereit seid, in diesen „Spiegel“, in die Heilige Schrift zu schauen. Ihr lernt Jesus dadurch besser kennen – und als Freund möchte ER doch, dass wir Ihn besser kennenlernen! – und Ihr lernt, dass ein Freund Jesu oft anders denkt, spricht und handelt wie einer, der nicht sein Freund ist. Mit diesem Spiegel sehe ich, ob ich einen „Fleck“ im Gesicht habe, wie Ihr das eben bei mir gesehen habt. Ein Fleck: Ich mache mich über einen anderen lustig, der sich nicht wehren kann; ich bin rücksichtlos, obwohl ich helfen könnte; ich urteile über einen anderen, den ich doch gar nicht kenne; ich übe Rache und will mich nach einem Streit nicht versöhnen; ich sage einem anderen nicht, dass er sich nicht richtig verhält, dass er einen Fehler macht … Im Spiegel der Heiligen Schrift sehe ich, dass Jesus anders handeln würde. Ich will ein Segen sein. Ich will, dass andere spüren, dass Gott sie liebt. Dann ist es so, dass Gott selbst durch meine Worte, meine Taten dem anderen nahe ist, dass Er selbst spricht und handelt. Ist das nicht toll!? Mit dem heutigen Tag kann jeder von Euch die Welt verändern, Gottes Gegenwart in der Welt spürbarer, erfahrbarer machen.
- Liebe Schwestern und Brüder, das ist kein Kinderkram und ich denke, Sie spüren das. Sich mit Ihren Kindern heute zu freuen bedeutet auch, ihnen dabei zu helfen, dass es ihnen gelingt, immer mehr ein Jünger und eine Jüngerin Jesu zu werden. Was sonst sollte denn diese Welt verändern, besser machen als das?! Ich gehe davon aus, dass manche von Ihnen aus Enttäuschung oder Ärger die Kirche verlassen haben. Das kann aber doch nicht bedeuten, dass Sie sich auch von den Maßstäben Jesu eines gelungen Menschseins verabschiedet haben! Menschen, die ihre eigenen Regeln zum Maßstab erklären, hatten und haben wir genug!
Was Sie sich selbst und Ihren Kindern heute zum Geschenk machen können: Gemeinsam abends in diesem „Spiegel“, der Heiligen Schrift, eines der Evangelien lesen. Stück für Stück. Darüber auch kurz sprechen. Das kann dann nachwirken, auch über Nacht – und die Nachwehen werden andere nach und nach spüren.
Sie werden spüren, wer und was sie sind, weil ich ihnen ein Segen geworden bin.
Amen.