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Herr, stärke unseren Glauben

Predigt von Pfr. Dr. Robert Nandkisore zum 27. Sonntag im Jahreskreises (Lesejahr C)
Herr, stärke unseren Glauben
Herr, stärke unseren Glauben
Ein Tastfunker telegrafierte mittels Morse-Alphabet Botschaften schnell auch über Weite strecken. Am 24. Mai 1844 telegrafierte der Erfinder Samuel Morse das erste Mal – der Überlieferung nach das Bibelzitat (auf Englisch): "Was hat Gott getan?" (Num 23,23) © Ray Shrewsberry auf pixabay.com

Die Texte des 27. Sonntags im Jahreskreis des Lesejahres C, die Lesungen (Hab 1, 2–3; 2, 2–4 und 2 Tim 1, 6–8.13–14) und das Evangelium (Lk 17, 5–10), finden Sie online im Schott der Erzabtei Beuron oder auch bei Evangelium in Leichter Sprache.

Liebe Schwestern und Brüder,

„stärke unseren Glauben!“ Ja! Immer wieder! Immer wieder habe ich das nötig, in ganz unterschiedlichen Situationen, bei unterschiedlichen Herausforderungen: Eine Lebenskrise, eine Krankheit, ein Konflikt, Ängsten vor einer Prüfung, die meinen Glauben auf die Probe stellen … die Liste ist beliebig verlängerbar.

Dann hoffe ich, dass mein Glaube gestärkt wird: dass ich wieder Land sehe; dass ein Leben auch mit einer Krankheit gelingt; dass ein Konflikt gut ausgeht; dass mich die Prüfung stärker macht …

Stärke unseren Glauben, Herr. In dieser Situation brauche ich Dich, brauchen wir Dich, Deine Begleitung. Ich brauche das Wissen, dass ich Dir nicht egal bin.

- Worum bitten die Jünger? Was war der Anlass? Es ist wichtig, das zu wissen, denn sonst verstehen wir das Wort über den Maulbeerfeigenbaum falsch:

Direkt vorher spricht Jesus von der Pflicht, dem Bruder – der Schwester – zu vergeben, wenn er sich gegen mich versündigt hat, selbst wenn das siebenmal am Tag geschehen sollte. Es geht um die Pflicht, den anderen zurechtzuweisen, wenn ich sehe, dass er „sündigt“, dass er sich dem Leben gegenüber verschließt, sich und dem Leben schadet. Und dann kann’s passieren, dass er mir schaden will, klar! „Vergib ihm, vergib ihr!“

„Stärke unseren Glauben!“, bitten die Jünger daraufhin. Das heißt doch: Wie soll das gehen? Das ist doch unmöglich. Das kannst Du nicht verlangen, das schaffen wir nicht! Und: Kann ich glauben, dass das möglich ist, dass das die Welt verändert? Herr, bitte stärke unseren Glauben!

- Vor diesem Hintergrund müssen wir die Bitte der Jünger verstehen. Und so auch die Antwort: ein Baum mit seinen Wurzeln wird durch meinen Glauben ins Meer verpflanzt. Das ist doch genauso unmöglich!

Ja, das ist es! Und: Nicht ich bin es, der das bewirkt – das kann ich nicht, niemals – sondern ER! ER durch uns, durch mich. Darum geht es: dass wir endlich lernen, Ihn durch uns handeln zu lassen.

Wenn ich mich als Christ ernst nehme, dann bedeutet das, dass ich ein „Tempel des Heiligen Geistes“ bin, wie es Paulus den Korinthern (1Kor 6,19) sagt. Der Tempel als Wohnstatt Gottes. ER selbst also will aus dieser Wohnung heraus handeln – so wie ich morgens aus meinem Haus gehe und handle.

Zugegeben: Wir sind im Westen in einer anderen Haltung groß geworden, die uns einredet, dass alles an uns hängen würde. Dies nun anders zu lernen, ist nicht leicht. Das habe ich selbst erfahren. Aber es geht. Und es macht vieles leichter. Meist lernen wir das erst, wenn wir an den Punkt gelangen, an dem es nicht mehr geht: Mit all meinen Kräften kann ich den Baum nicht bewegen – und noch weniger dem anderen vergeben! Es ist schmerzlich, an diesen Punkt zu kommen, ich weiß das selbst gut genug. Aber es ist heilsam.

- Stärke meinen Glauben – für mich heißt das immer wieder: Stärke meinen Glauben, dass Du wirklich durch mich handeln und Gutes bewirken willst; dass Du Deinen Tempel zum Strahlen bringen willst.

- So wird auch das letzte Wort Jesu im heutigen Evangelium verständlich: „Ihr seid unnütze Knechte“ – Mägde. Auch das ist für unsere „modernen“ Ohren unerträglich. Wir glauben vielmehr, dass wir autonom sind, Herren unseres Lebens. Wir erfinden uns selbst und übertreffen uns in unserer Selbstoptimierung – oder gehen zur Therapie. Aber dieser Autonomie-Kult: Er stimmt nicht. Und letztlich wissen wir das auch!

Das Beste, das mir passieren kann: ein Tempel Gottes zu sein, durch den Wunder geschehen, durch den das Reich Gottes wächst, sichtbar und greifbar wird. Wunder der Vergebung, die neues Leben hervorbringt, die scheinbar fest Verwurzeltes lockert und ein neues Blühen ermöglicht.

Frohe Botschaft. Herr, stärke unseren Glauben.

Amen.

Dr. Robert Nandkisore
Leiter des Pastoralteams, Vertretung der Pfarrei nach außen und Ansprechpartner für Tauf- und Eheseminare und Kirchenentwicklung
Kirchgasse 165343Eltville
Tel.:06123-703770

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