Herausforderungen – oder: In Christus sein
Die Texte am 26. Sonntag im Jahreskreis des Lesejahres A, die Lesungen (Ez 18, 25–28 und Phil 2, 1–11) und das Evangelium (Mt 21, 28–32), finden Sie online im Schott der Erzabtei Beuron oder auch bei Evangelium in Leichter Sprache.
Liebe Schwestern und Brüder,
wie geht es weiter? Wie gehen wir mit den Schwierigkeiten um, die uns bevorstehen? Was müssen wir beachten, was kann uns helfen? Ist es ein Unterschied, ob irgendeine Gruppe oder Partei vor diesen Herausforderungen steht oder eine christliche Gemeinde? Letztere ist sicher eine rhetorische Frage und doch muss sie in aller Deutlichkeit gestellt werden: Wie gehen wir Christen mit Herausforderungen und Schwierigkeiten um?
- Die Gemeinde in Philippi stand vor Schwierigkeiten. Paulus hatte sie auf seiner zweiten Missionsreise als erste Gemeinde auf europäischem Boden gegründet und war ihr in besonderer Weise verbunden. Im Gefängnis hört er von Streit und Verwerfungen und schreibt daraufhin den Brief, aus dem wir eben hörten. Dort kommt Paulus darauf zu sprechen, wie wir miteinander umgehen sollen – als Christen. Als solche, die den Namen Christi tragen. Christus als Vorbild – dafür fügt er einen Hymnus an, der nicht von ihm selbst stammt: ER, Christus, hielt nicht daran fest, wie Gott zu sein; ER wurde wie ein Sklave, den Menschen gleich; ER erniedrigte sich und war gehorsam bis zum Tod.
So sollen wir gesinnt sein – meint Paulus. Diese Gesinnung entspricht dem Leben „in Christus“: Einem Leben aus dem Glauben. Mehr noch: Einem Leben, das gleichsam in die Haut Christi geschlüpft ist und IHN als Gewand angezogen hat (Taufe!). Also: Mein Körper, meine Worte, meine Handlungen sollen Christus ausdrücken. „In Christus“ – ein bemerkenswerter Anspruch. Eine Messschnur für das Handeln als Christ, für das Handeln einer christlichen Gemeinde.
Dabei wird kein Streben „nach oben“ verlangt, keine Hochleistung gefordert, sondern eher „nach unten“: Mensch sein, dienen, gehorsam sein. Und dies im Blick auf den Vater, der uns als Menschen geschaffen hat und der uns wünscht, dass wir uns genau so entfalten können. Dazu gehört ganz wesentlich auch, auf IHN zu hören!
- Was damals der Gemeinde in Philippi gesagt wurde, bekommen wir hier heute zugesagt. In dieser Zeit der Herausforderung und Veränderung, die nicht nur unsere Kirche als Ganz betrifft, sondern auch unsere Gemeinde im Besonderen – im Pfarrbrief können sie davon lesen. Das geht uns alle an. Nicht, weil alle an Entscheidungen beteiligt wären, die hier bei uns zu treffen sind. Sondern weil alle dazu aufgerufen sind, an einer Atmosphäre mitzuwirken, die von Vertrauen gezeichnet ist. Nicht einfach bloß Vertrauen in diejenigen, die diese Entscheidungen treffen und vor allem verantworten müssen. Vielmehr Vertrauen in das Wirken des Geistes Gottes, der durch und unter uns wirken will: „In Christus sein“ heißt doch auch, von Seinem Geist bewegt zu werden.
Es ist diese Haltung, die Papst Franziskus der Synode verordnet, die in diesen Tagen in Rom beginnt. „In Christus sein“, Seinem Geist Raum zu geben, im Gespräch miteinander „zwischen den Zeilen“ zu hören, welche Anregungen der Heilige Geist geben möchte. So soll nach dem Willen des Papstes nach zwei Redebeiträgen in der Synodenaula eine Gebetsstille folgen, um genau das tun zu können: „In Christus“ zu hören und gehorsam zu sen.
In der Gemeinde Jesu neue Herausforderungen annehmen: Wenn sich jeder und jede dies zu Herzen nimmt, die Beter, die Mandatsträger in der Gemeinde, die Verantwortlichen, kann etwas geschehen, das wir eben nicht schon im Voraus erkennen und überblicken: Das Neue, dass Christus in uns und durch uns immer wieder wirken will.
Mehr als 60 Jahre nach dem Apostel Paulus schreibt ein Bischof, Polykarp, auch an die Gemeinde von Philippi. Sie muss die Krise, die Herausforderung, offensichtlich bestanden haben und „in Christus“ Wege gefunden haben, um als Gemeinde Jesu zu wachsen, „damit alle im Himmel, auf der Erde und unter der Erde ihr Knie beugen vor dem Namen Jesu und jeder Mund bekennt: Jesus Christus ist der Herr zur Ehre Gottes, des Vaters“.
Amen.
(Hinweis: Die nächste Predigt von Pfr. Nandkisore erscheint vorraussichtlich in fast einem Monat am 29. Oktober 2023. Bis dahin sei Ihnen von der Redaktion das inzwischen durchaus umfangreiche Archiv an bisher veröffentlichen Predigten ans Herz gelegt in dem Sie auch Predigten aus den vergangenen Jahren zu den jeweils aktuellen Texten finden können.)
Unseren Herrn Jesus Christus, der uns als Seine Jüngerinnen und Jünger in diese Welt sendet, bitten wir:
- Wir beten für die Bischöfe und alle Teilnehmer der Synodenversammlung in Rom, dass aus ihrem Hören auf den Heiligen Deine Kirche „in Dir“ gefestigt wird und der Welt noch glaubwürdiger die Frohe Botschaft bezeugen kann.
(Christus, höre uns – Christus, erhöre uns) - Wir bitten Dich auch für Deine Kirche in unserem Land: Hilf uns, dass wir uns gegenseitig ermutigen und stärken, das Vertrauen in Dich und Deine Vorsehung durch ein Leben aus Deinem Geist in unserem Alltag zu leben und zu bezeugen.
- Wir bitten Dich in diesen Wochen besonders für die Entscheidungsträger in Politik und Wirtschaft: dass sie angesichts der Herausforderungen durch kriegerische Auseinandersetzungen dem Wohle aller und dem Frieden dienen.
- Hilf denen, die in diesen Tagen schwere Entscheidungen zu treffen haben: Lass sie darauf vertrauen, dass Dein Geist ihnen beisteht und stärke sie so, der Stimme ihres Gewissens zu folgen.
- Lass unsere Verstorbenen bei Dir geborgen sein und schenken ihnen die Erfüllung, die wir auch für uns selbst erhoffen.
Dir sei Dank, der Du mit dem Vater und dem Heiligen Geist lebst und uns bleibst, jetzt und in alle Ewigkeit.
Amen.