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Haltet mich nicht fest – traut Euch zu sehen

Predigt von Pfr. Dr. Robert Nandkisore zu Ostern 2023 (Lesejahr A)
Haltet mich nicht fest – traut Euch zu sehen
Haltet mich nicht fest – traut Euch zu sehen
© Gerd Altmann auf pixabay.com
  • Predigt von Pfr. Dr. Robert Nandkisore an Ostern 2023 zum Download.

Die Texte zu den Verschiedenen Gottesdiensten an Ostern des Lesejahres A, die Lesungen und die Evanglien, finden Sie online im Schott der Erzabtei Beuron.

Liebe Schwestern und Brüder,

ist das nicht eigenartig: Jesus erscheint als Auferstandener – und man erkennt Ihn anfangs gar nicht? In fast allen Auferstehungsberichten scheint das durch: Es müssen erst die Augen geöffnet werden. Und: Den Jüngern will Er in Galiläa erschienen.

So sagt ER es Maria von Magdala und den anderen Frauen; so sagen es die Engel am Grab.

Schauen wir beides an, damit wir Ostern feiern können:

- Kennen Sie das: Nach vielen Jahren treffen sie einen alten Schulfreund oder eine Kommilitonin. Der Kontakt war nie ganz abgebrochen, wurde aber auch nicht gepflegt. Und dann sehen Sie sich wieder. Sie erkennen einander trotz äußerer Veränderungen wieder: Das Gesicht, die Haare, die Statur sind verändert, aber der Mensch von früher ist noch erkennbar. Sind Sie aber auch bereit, die innere Veränderung wahrzunehmen, die der andere durchgemacht hat? Und umgekehrt: Ist der andere bereit zu erkennen, dass ich zwar dieselbe Person bin, aber auch verändert, gereift? Werde ich auf früher „festgenagelt“? Und: Sind wir gegenseitig an der Person interessiert, die wir jetzt sind? Kennen Sie aus der Schule noch die Keuner-Geschichten von Bertolt Brecht?

„Sie haben sich ja gar nicht verändert“, sagt ein Mann, der ihn lange nicht gesehen hat, zu Herrn K. „Oh“, sagt Herr K, und erbleicht!

„Halte mich nicht fest“, sagt der Auferstandene zu Maria Magdalena. Halte mich nicht fest in den Grenzen deines bisherigen Bildes von mir. Lass mich der sein, der ich wirklich bin; lass mich deine Vorstellungen sprengen – das meint Christus. Und Maria geht darauf ein. Sie ist bereit zu diesem Sprung und so kann sie Ostern erleben, kann sie Zeugin von Ostern sein.

„Lest die Heiligen Schriften richtig“, sagt Jesus zu den Emmausjüngern. Dort steht alles geschrieben über die göttliche Gegenwart immer und überall. Jetzt habt ihr dazu auch ein menschliches Gesicht erhalten – aber es geht um mehr, um viel mehr: Den auferstandenen Christus zu erkennen, und das nicht nur in der Gestalt, wie ER ihnen als Jesus entgegen kam. ER ist da: als der Tröstende, der Mahnende, der Sorgende, der Freund. Bis heute. Augen auf: Wir können spüren, dass ER da ist – bei einem gemeinsamen Essen, bei dem uns neue Hoffnung und Lebensmut durchfluten; in den Armen des Ehepartners, der mir versprochen hat zu versuchen, mich so zu lieben, wie Gott das tut; in der treuen Begleitung eines Freundes, der mir nahe ist; im Wunder einer spontanen Hilfsbereitschaft eines Fremden; im flüchtigen Lächeln auf der Straße; in einem unscheinbaren Stück Brot hier auf dem Altar … Halte mich nicht fest – ich bleibe da, ganz anders, als bisher. Aber nicht weniger konkret. Ich bin da, sorge, trage, helfe, heile – ich bin da! Immer. DAS ist Ostern!

- „Sagt den Jüngern, sie sollen nach Galiläa gehen, dort werden sie mich sehen“. Worauf legt der Auferstanden da Wert?
Wenn ich mit Gruppen auf Pilgerfahrt bin, sei es in Rom oder im Heiligen Land, wir dort Gottesdienste feiern und die heiligen Orte besuchen, so spüren viele Teilnehmer dabei eine Leichtigkeit des Glaubens. Wir kommen dort über den Glauben ins Gespräch; wir beten miteinander. Zu Hause soll das dann auch so sein – so nehmen manche sich das vor. Aber zu Hause – ja zu Hause fällt das irgendwie schwer, da sind die Routinen so eingefahren.

„Sagt den Jüngern, zu Haus werden sie mich sehen!“ So schön eine Pilgerfahrt ist – mit allen „Auferstehungserlebnissen“ – zu Hause, im Alltag muss sich diese Erfahrung bewähren. Weil ich sie genau dort immer wieder machen kann. ER, der Auferstandene, wird mir immer wieder hier, zu Hause, begegnen. So, wie Er dort, zu Hause in Galiläa, den Jüngern erschienen ist. Nicht an besonderen Orten, sondern an den gewöhnlichen Orten ihres Alltags mit Ihm. Wenn sie die Augen aufmachen. Sie müssen sich einüben, um so sehen zu lernen. Aber nach und nach gelingt es besser.

Machen wir die Augen auf: heute, beim Mittagessen, mit und bei denen, mit denen wir diese Tage verbringen; dann, wenn der Alltag wieder da ist. Ich kann Ihn sehen, wenn ich die Augen aufmache.

- „Haltet mich nicht fest in euren begrenzten Vorstellungen“, bekommen wir gesagt. Macht die Augen auf, hier, dort, wo ihr seid.
Versteht ihr immer noch nicht, dass ich da bin?! Immer!

Das ist Ostern!

Hallejulia.

Dr. Robert Nandkisore
Leiter des Pastoralteams, Vertretung der Pfarrei nach außen und Ansprechpartner für Tauf- und Eheseminare und Kirchenentwicklung
Kirchgasse 165343Eltville
Tel.:06123-703770

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