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Gott zurückgeben, was IHM gehört

Predigt von Pfr. Nandkisore am 29. Sonntag im Jahreskreis 2020 (18.10.)
Gott zurückgeben, was IHM gehört
Gott zurückgeben, was IHM gehört
© Martin Manigatterer in pfarrbriefservice.de
  • Evangelium

  • Predigt

Eine Hl. Messe mit diesem Evangelium & dieser Predigt wird auf unserem Youtube-Kanal live gestreamt. Dort finden Sie im Anschluss auch eine Aufzeichung.

Livestream: Erntedankgottesdienst aus Hallgarten am Sonntag, 18.10.2020, 09.30 Uhr.

Liebe Schwestern und Brüder,

ein saftiger Apfel, herrliches Gemüse, Obst – wenn etwas in so besonderer Weise wie hier in Hallgarten ausgestellt wird, merken wir oft erst, wie schön sie ist: die Schöpfung. Ich sage „schön“, nicht „hübsch“. „Hübsch“ versucht, sich makellos zu geben oder Makel zu überdecken, keine Runzeln zu zeigen, keine Flecken. Aber gerade ein „Fehler“, ein Fleck, eine Kerbe – sie unterstreichen die Schönheit. Das ist einmalig. Das gibt es nur ein einziges Mal. Unglaublich! Es ist da, einfach so, zu unserem Gebrauch, unserem Nutzen. Wer da nicht danken kann, ist ein armer Tropf. Zuerst denen, die das möglich gemacht haben, durch ihre Arbeit, ihren Fleiß. Wer darüber hinaus an Gott glauben kann: Wie schön, IHM zu danken, zu staunen…!

- Und damit sind wir mittendrin im heutigen Evangelium: Gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und Gott, was Gott gehört.

Jesus wird von Seinen Gegnern in eine Falle gelockt: höchst gefährlich. Scheinbar freundlich und einschmeichelnd – wenn ein Gegner dich lobt, dann sei auf der Hut! – versuchen sie, Jesus zu einer Aussage zu provozieren, die Sein gesamtes Wirken beenden könnte. Sagt Er „Nein“ zur kaiserlichen Steuer, könnte man Ihm vor den Römern den Prozess machen – mit klarem Ausgang. Sagt Er „Ja“ zur Steuer, dann verlöre Er den Rückhalt in Seinem Volk, das von Ihm doch Befreiung erwartet.

Seine Antwort überrascht: Nicht nur die, die Er auf die gestellte Frage gibt, sondern ebenso die Antwort auf das, was niemand gefragt hat. Schauen wir besonders auf den zweiten Teil der Antwort, denn damit rückt ER uns heute nahe, damit betrifft das Evangelium uns, jeden Einzelnen – damit wird es erst Evangelium, Wort Gottes hier und heute!

- Gebt dem Kaiser, gebt Gott – wenn Jesus hier von „geben“ spricht, dann benutzt Er ein Wort, das korrekt übersetzt „zurückgeben“ meint, nicht einfach nur „geben“, „zahlen“. Das heißt: Ich bin etwas schuldig – dem Kaiser (auf dessen Geldwirtschaft ich mich einlasse!), aber eben auch Gott. Gebt Gott zurück, was Ihm gehört. Was heißt das? Womit wird Gott „bezahlt“, was erwartet Er zurück, von uns, von mir?

Das Bild des Kaisers ist auf die Münze geprägt – sie gehört also ihm. Dieses Bild weiter geführt kann doch nur bedeuten: Gottes Bild ist uns, mir eingeprägt, bringen wir es also zum Strahlen! Leben wir so, dass wir dieser „Gottesprägung“ entsprechen. Werde der, der du bist – werdet die, die ihr seid. Nein, nicht genormt und „Einheitsware“, sondern so, wie gedacht, entworfen: einmalig! So, wie hier die Früchte der Erde. Die Schönheit jeder einzelnen Frucht besteht in ihrer Einmaligkeit.

- Gehen wir aber noch einen Schritt weiter. Es geht um wesentlich mehr, als bloß um einen erbaulichen Gedanken!

Gerade in dieser Corona-Zeit fühlen sich Menschen verunsichert, manche auch bevormundet. Staatliche Regelungen greifen in persönliche Lebensgestaltung hinein. Die Reaktionen darauf sind sehr unterschiedlich und ich möchte nur einen Aspekt hier beleuchten. Nämlich die Reaktion, die etwas über mich selbst aussagt:

Gegenseitige Rücksichtnahme, Schutz des Schwächeren – wenn das nicht dem Geist Jesu entspricht, was denn dann? Aber daneben, darunter kann sich anderes melden: Die staatliche Ordnung berührt einen Punkt in mir, der mit dieser Ordnung eigentlich nichts zu tun hat – und das ist sehr individuell: Angst – vor dem Leben, für das es keine Allianz-Versicherung gibt; ein Leiden – ich darf nie so leben, wie ich bin, jetzt reicht`s; Wunsch nach Freiheit – andere schreiben mir vor, was richtig ist und ich will mich aus dem Korsett befreien… Merken wir, wie sich da Ebenen vermischen?

Gebt Gott zurück, was Ihm gehört: Sei du selbst. Hab Mut zu dir! Hier meldet sich ein Appell an die Freiheit, die Sprengkraft hat: Gebt den Menschen den Mut zu leben. Lebe deine Heiligkeit – und das meint die von Gott gegebene Einmaligkeit. Ein Kaiser, ein Arbeitgeber, ein Staat, ja auch eine Familie und ein Partner – sie bekommen, was ihnen zusteht, aber niemals mehr: mein Selbst, meine Heiligkeit. Die gebe ich nur Gott!

Die Corona-Krise und unsere persönliche Reaktion auf sie lässt etwas Tieferes und sehr Persönliches sichtbar werden. Nutzen wir die Chance – und geben Gott, was Ihm gehört zurück. Das wäre richtig verstanden „Erntedank“! Amen.

 

Fürbitten

Herr Jesus Christus, wir schauen auf die Gaben, die die Güte des Vaters uns in diesem Jahr wieder geschenkt hat und sagen Dank. Mit diesem Dank bitten wir auch:

- Lehre uns alle, Deine Gaben so zu gebrauchen, dass Deine gute Schöpfung nicht missbraucht wird

(Christus, höre uns - Christus, erhöre uns)

- Deine Kirche versucht, Deinem Auftrag in der Welt nachzukommen und Deine Frohe Botschaft zu bezeugen. Hilf ihr mit den Gaben Deines Geistes, dabei immer neue Wege und Sprachen zu finden.

- Mehre in uns die Bereitschaft, mit denen zu teilen, die unter Hunger und Not leiden.

- Segne diejenigen, die in der Landwirtschaft arbeiten und gib ihnen Freude in ihrem Dienst für die Menschen.

- Nimm auch unsere Verstorbenen bei Dir auf und erkenne in ihnen diejenigen die Du erschaffen und erwählt hast.

Durch dich geben wir dem Vater, was ihm gebührt, Lob und Dank, der mit Dir und dem Heiligen Geist lebt und herrscht in alle Ewigkeit. Amen.

 

Dr. Robert Nandkisore
Pfarrer
Kirchgasse 165343Eltville
Tel.:06123 703770

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