Gott preisen - denn: die Welt ist nicht gottlos


Liebe Schwestern und Brüder,
machen wir’s wie die Hirten: gehen wir nachschauen, entdecken, verstehen, was uns da erzählt wurde:
Zunächst – neben all dem Aufregenden, dem Licht, den Engeln – muss es doch auch etwas Ernüchterndes, ja Enttäuschendes gehabt haben: da wird ein Retter erwartet, ein Befreier, einer, der die Wunden heilt, die die lange Zeit der römischen Besatzung geschlagen haben, und dann das! Kein strahlender Held in Rüstung, sondern ein Kind in Windeln! Was soll das denn ändern? Und wenn: wer wird das denn dann erleben in 20 oder 30 Jahren, wenn dieses Kind ein Alter erreicht haben wird, in dem es vielleicht etwas vollbringen könnte?
Und doch: Die Hirten priesen und lobten Gott, als sie vom Stall zurückkehrten. Keine Enttäuschung. Freude! Sie haben nicht nur nachgeschaut, was da im Stall steckt – sie haben verstanden!
Das gilt heute genauso: Sehen allein genügt nicht. Ich muss verstehen. Verstehen wollen. Bei manchen ist in diesen Tagen die Angst so groß, dass sie sich gar nicht vorstellen können, dass die ihnen angeblich so bekannte Botschaft irgendetwas enthalten könnte, dass sie in Loben und Preisen ausbrechen könnten. Nicht in diesen Zeiten! Wenn da jetzt ein großer Zauberer käme, einer, der uns das frühere Leben zurückgeben würde – aber doch kein Krippenkind!
- Aber wann sind denn die Zeiten so, dass wir einfach loben und preisen könnten? Auch ohne Pandemie: Krieg, Flucht, Vertreibung, Terror, Hungertod, Elend- und Flüchtlingsquartiere und – sicher nicht nur für mich – die Trauer über eine Kirche, die uns hier nicht Heimat, sondern Kopfzerbrechen bereitet!
Da hinein hören wir die Botschaft. Und was sehen die Hirten, dass sie loben, Gott preisen?
Die Hirten sehen Einfachheit, Armut. Das hat sie nicht schockiert, das war ihnen vertraut. Auch ein Neugeborenes wird sie nicht überrascht haben. Das gehört dazu, Geburt – Leben – Tod. All das ist ihnen vertraut. Nicht was sie sahen, brachte die Hirten zum Jubeln, Loben und Danken. Sondern wie sie es deuteten: „Denn alles war so, wie es ihnen gesagt worden war!“
Ihnen wurde gesagt: Gott ist in der Welt. Ein Retter. Hier. Nicht ferne und unerreichbar. Sondern da, anzufassen, kein Gedankenkonstrukt. Und was sie dann sahen: dieser Retter ist da zu finden, wo auch sie sind.
Was die Hirten jubeln lässt: die Welt ist nicht gottlos! Auch wenn es oft so scheint und Menschen den Mut, die Zuversicht, das Vertrauen verlieren könnten. Nein, die Welt ist nicht gottlos – auch wenn Menschen Gott los sein wollen und anderen einreden möchten, dass es nur darauf ankäme, was der Mensch aus der Welt macht. Schauen wir doch richtig hin: ermutigend ist das nicht!
Was die Hirten jubeln lässt: Auch wenn es so scheint, dass die Zukunft düster ist – der Schein trügt! Denn: die Welt ist nicht gottlos und deswegen ist immer Hoffnung. Mehr noch: wenn Gott Seine Hand im Spiel hat, gibt es immer Überraschungen. Da ist nicht irgendwie ein starker Held, der mit mächtiger Hand aufräumt und ordnet – da ist jemand, der das Herz ergreift und verändert. Von uns allen.
- Wir feiern heute, in der Pandemie, Weihnachten. Wir hören wie die Hirten die Botschaft. Wir können uns vor die Krippe stellen und schauen. Vielleicht wird es uns dann so ergehen, wie damals den Leuten in der umbrischen Stadt Greggio: Der heilige Franziskus feierte dort an Weihnachten 1223 das erste Mal ein Krippenspiel und die Menschen staunten und begriffen: Gott ist wirklich unter uns, hier, heute, jetzt!
Die Pandemie wird durch Weihnachten nicht einfach verschwinden. Auch werden die Kriege nicht aufhören und die Flüchtlingsströme versiegen; auch Armut und Hunger werden heute Nacht nicht besiegt. Aber wenn Gott mittendrin ist, ändert sich alles. Dann darf ich vertrauen, mich führen und leiten lassen – ab jetzt nicht mehr von der Hoffnungslosigkeit. Das ändert alles. Und das kann uns jubeln lassen – wenn schon nicht singen!
Amen.
Fürbitten
Unseren Herrn Jesus Christus, das Licht der Welt, der in unsere Zeit eingetreten ist, um uns Seine Gegenwart zu schenken, bitten wir:
- Für alle Christen, dass wir das Licht Deiner Gegenwart in unserer Welt verbreiten können, und so denen neue Hoffnung schenken, deren Leben von Finsternis geprägt ist. (Christus, höre uns)
- Du wurdest in Einfachheit und Armut geboren. Wir bitten darum, dass gerade die Armen auch durch uns wieder Deine Nähe und Begleitung erfahren und Dir so neu vertrauen können.
- Für alle, die sich in diesen Wochen und Monaten der Pandemie fürchten, die sich sorgen um ihre berufliche und wirtschaftliche Existenz, die Angst haben vor Erkrankung: Lass sie erfahren, dass sie in allem durch Dich getragen sind.
- Menschen missbrauchen Deinen Namen und bringen Hass und Unheil in die Welt: Lass alle Christen daran mitwirken, Deine wahre Macht in Wort und Tat zu bezeugen und so die Herzen der Menschen zu verwandeln.
- Für alle, die keinen Frieden mit sich und der Welt finden; für die, die heute in besonderer Weise ihre Dunkelheiten und Einsamkeit spüren; für alle, die unter Unfrieden und Krieg leben und leiden müssen.
- Wir bitten Dich für alle Menschen, denen wir uns heute auf besondere Weise verbunden fühlen und vertrauen Dir unsere Verstorbenen an. Kurze Stille
In der Freude über Deine Nähe loben und preisen wir Dich mit dem Vater und dem Heiligen Geist von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.
