Gott ist dreifaltig einer – oder: Gott liebt die Welt


Die Texte an Pfingstsonntag des Lesejahres A, die Lesungen (Ex 34, 4b.5–6.8–9 und 2 Kor 13, 11–13) und das Evangelium (Joh 3, 16–18), finden Sie online im Schott der Erzabtei Beuron oder auch bei Evangelium in Leichter Sprache.
Liebe Schwestern und Brüder,
der „Shamrock“, das dreiblättrige Kleeblatt ist das inoffizielle Nationalsymbol Irlands. Der Legende nach soll der Hl. Patrick im 5. Jahrhundert damit dem keltischen Hochkönig Laoghaire den christlichen Glauben an die Dreifaltigkeit erklärt haben: Ein Wesen – drei Personen. Ein Stil – drei Blätter. Ein Bild aus der Natur.
Wir feiern heute ausdrücklich das, was jede Feier der Eucharistie ist: Dank an den dreifaltigen Gott, der sich selbst uns schenkt. Dreifaltigkeit – ist das nicht alles Spekulation?
- Es ist alles andere als das! Es ist gerade der Umgang mit dem Wort Jesu, der die Christen schon sehr früh davon sprechen ließ, dass „Einer und Drei“ zusammengehören: Da gibt es am Ende des Matthäusevangeliums den Taufauftrag Jesu an Seine Jünger, indem ER die Jünger beauftragt, „im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“ zu taufen (28,19). Im Johannesevangelium spricht Er davon, dass „ich und der Vater …eins“ sind (10,30). Im Hohepriesterlichen Gebet bittet ER den Vater darum, die Herrlichkeit zu erhalten, die Er, der Sohn, hatte, bevor die Welt war (vgl. Joh 17,5).
- Es wäre eine eigene Überlegung – und keine Predigt! – einmal der Dreizahl in den Hochreligionen nachzugehen und dabei zu entdecken, dass sie dort überall als heilige Zahl gesehen wird, ja dass Dreier-Gottheiten keine Seltenheit waren.
Was steckt dahinter? Das ist es doch, was letztlich zählt! Wenn wir von Gott sprechen, ist unser Sprechen immer begrenzt – eben weil es um Gott geht und ER unser Denken und Verstehen immer übersteigt. Gott ist wie ein Ozean und wir schöpfen daraus gerade einmal eine Handvoll Wasser (oder das, was in eine Muschel passt, wie es die Muschel im Wappen von Papst Benedikt XVI. ausdrücken wollte!)
Was uns Jesus allerdings über Gott sagt ist das Entscheidende: „Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen eigenen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt … ewiges Leben hat (Joh 3, 17), heißt es im heutigen Evangelium. Das trifft den Kern: Die Sorge Gottes um uns, die Sorge um die gute Schöpfung. Gott „braucht“ uns nicht – Er liebt Seine Schöpfung!
Doch wir, die Menschen, haben angesichts von so viel Leid so viele Anklagen, Zweifel und Anfragen an einen liebenden Gott. Wie kann Gott das sehen und zulassen? Das soll liebend, gar barmherzig sein?
Die Antwort Gottes: ER ist in Christus mittendrin – dafür steht das Kreuz. Und ER macht es zum Zeichen, dass es eben nicht siegt: Das Kreuz und die vielen Kreuze siegen nicht über den Menschen, sie siegen nicht über das Leben! Und Er ist auch heute – nicht mehr begrenzt, wie Jesus es damals war – weiterhin mit uns allen unterwegs. Unaufhörlich können wir Seine Einladung hören: Vertraue, Mensch! Auch wenn du nicht verstehst – du bist getragen geführt, geliebt.
- Das Wort Jesu aus dem heutigen Evangelium stammt aus dem langen nächtlichen Gespräch, das ER mit dem Schriftgelehrten Nikodemus geführt hat. Diesem fällt es schwer, die Botschaft Jesu zu verstehen – und er will verstehen. Am Ende wird er vor dem toten Leichnam Jesu stehen und an dessen Begräbnis teilnehmen. Die Tradition wiederum macht ihn zu einem Zeugen der Auferstehung (er wird als Autor des apokryphen Nikodemus-Evangeliums angesehen), zu einem Zeugen der Wahrheit dessen, was Jesus verkündete.
Den Glauben verstehen, ihn in der säkularen Gesellschaft ins Gespräch bringen, seine Vernünftigkeit darstellen, darum muss es im Leben der Kirche und der Gemeinden, und nicht nur in der Theologie, immer auch gehen – auch die zahlreichen Schriften Papst Benedikt XVI. machen das deutlich. Und doch: Das alles bewirkt nicht den Glauben, es kann ihn höchstens vorbereiten und begleiten.
Der Glaube ist Frucht der Erfahrung. Dafür stehen bis heute unzählige Zeugen, die in ihrem Leben erfahren haben, dass Gott sie und die Welt liebt. Sie laden uns ein, an einen Gott zu glauben, dessen Wesen schwer zu fassen ist – und der uns im Bild eines Kleeblattes eine Ahnung vermitteln will.
Amen.
Den Vater, der uns erschuf, den Sohn, der uns Sein Leben schenkt, und den Heiligen Geist, der uns begleitet, bitten wir:
- Wir bitten für alle Christen: Dass wir neu lernen, auf das Wort Jesu zu hören und so den Menschen heute aufmerksame und ermutigende Wegbegleiter sein können.
(Du dreifaltiger Gott - Wir bitten Dich, erhöre uns) - Gib uns ein waches Gespür dafür, wo Du im Heiligen Geist unseren Alltag begleitet und uns die Wege zeigen will, die wir in der Nachfolge Jesu gehen sollen.
- Wir bitten Dich heute besonders für all die, die sich in diesen Wochen und Monaten auf das Sakrament der Eucharistie und der Firmung vorbereiten: Schenke ihnen den Mut, den Glauben zu wagen und Deine Gegenwart in ihrem Leben zu erfahren.
- Wir bitten Dich für die, die angesichts von Unrecht und Leid, Krieg und Unterdrückung an Dir und Deiner Nähe zweifeln: Lass sie auch durch unser Zeugnis Deine Nähe erfahren und so lernen, Dir zu vertrauen.
- Der Tod und damit der Abschied von lieben Menschen gehört immer wieder zu unserem Leben: Wir bitten Dich für unsere Verstorbenen und die Angehörigen, die an einem Grab trauern.
Dir Vertrauen wir, dem Vater, der mit dem Sohn und dem Heiligen Geist die Schöpfung liebt und lenkt in alle Ewigkeit.
Amen.
