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Gott hat mir das Ohr geöffnet

Predigt von Pfr. Dr. Robert Nandkisore zu Palmsonntag 2023 (Lesejahr A)
Gott hat mir das Ohr geöffnet
Gott hat mir das Ohr geöffnet
"Osterhase, warum hast du nur so große Ohren?" © Pixamio auf pixabay.com
  • Predigt von Pfr. Dr. Robert Nandkisore an Palmsonntag 2023 zum Download.

Die Texte zu Palmsonntag des Lesejahres A, die Lesungen (Jes 50, 4–7 und Phil 2, 6–11) und die Matthäuspassion (Mt 26, 14 – 27, 66), finden Sie online im Schott der Erzabtei Beuron.

Liebe Schwestern und Brüder,

„Gott, der Herr, hat mir das Ohr geöffnet“, so heißt es in der Lesung aus Jesaja. Ein schönes Bild, poetisch. Aber hören wir richtig hin, wie es weitergeht: „Ich aber wehrte mich nicht und wich nicht zurück“. Statt „sich wehren“ kann auch „widerspenstig-sein“ übersetzt werden. Warum sollte ich denn auch wehren und widerspenstig sein? Was lässt Gott mich denn hören? Offensichtich keine Schalmeienklänge!

Denn: Das Hören hat Konsequenzen: „Ich hielt meinen Rücken denen hin, die mich schlugen!“. Ich erhalte Schläge, weil ich auf das Wort Gottes höre?

- Die Tradition der Kirche bezieht diesen Abschnitt des Jesaja – das sogenannte „Dritte Lied vom Gottesknecht“ – auf Jesus. Und wir hören das ja auch in der Passion. Aber das ist zu wenig. Wenn ich als Gläubiger bereit sein möchte, dass Christus in mit lebt, wie es Paulus ausdrückt (vgl. Gal 2,20), dann werde ich das Schicksal Christi, das sich in Jesus zeigte, teilen! Das ist wenig attraktiv!

- Wofür wird dieser „Schüler Gottes“ denn geschlagen? Gleich am Anfang hieß es eben: „Der Herr gab mir die Zunge von Schülern, damit ich verstehe, die Müden zu stärken durch ein aufmunterndes Wort“. Die Müden stärken: Das ist doch etwas Wunderbares! Wie willkommen ist mir ein Mensch, dem das gelingt: der mich aufrichten, stärken, und ermutigen kann, wenn ich das aus welchen Gründen auch immer brauche.

- Was so sympathisch und anziehend klingt, wird in der Welt, in der wir leben und in der wir auch mitwirken, nicht unterstützt. Da gilt anderes. Schauen wir uns um und fragen wir uns selbst nach unseren eigenen Werten: Erfolg, Durchsetzungsfähigkeit, Macht, Einfluss, Aufstieg, Wohlstand  … Wer nicht mitmacht und es nicht kann, ist ein Verlierer. Und auch unsere Gesellschaft hat für sie zunehmend keinen Blick mehr. Keinen Blick für die Müden – und kein Wort! Wenn ich mit meiner deutschen Kirche hadere, dann ist es, weil sie zunehmend schweigt oder als zahnloser Tiger auftritt, wenn es um Grundlegendes geht: um das Lebensrecht auch der Ungeborenen; um den Schutz der Familie; Genderideologie und die Folgen gerade auch für die Jugend; ein klares Wort zur Drogenpolitik der Regierung, vor der Fachleute der Jugendpsychiatrie warnen …

Merken wir: Wer sich hier einsetzt, engagiert, der wird Schläge einstecken. Wer in diesen Tagen mag: Ein Blick in die Umweltenzyklika „Laudato si“ von Papst Fanziskus lohnt sich; ebenso in die „Freiburger Rede“ von Papst Benedikt XVI. – beide haben dafür gerade von deutscher Seite beinahe nur Hohn und Ablehnung erfahren, auch vonseiten der Kirche!

Wenn ich höre, was Gott in Jesus Christus sagt, wenn ich mich von Ihm wirklich wecken, aufwecken lasse, dann werde ich gegen den Strom, den „Mainstream“ schwimmen müssen. Denn: nur so komme ich zur Quelle, die mir wirklich Lebenswasser bietet, das den Durst nach echtem Leben wirklich löschen kann. Darum geht es. Es geht nicht um das Leiden um des Leidens willen; nicht um den Widerspruch aus Leidenschaft zum Dissens! Es geht um das, was wirklich Leben schenkt, fördert und erhält.

Holen wir die Feier dieser Heiligen Woche aus einer Oberammergauer Passionsverzückung heraus in eine Wirklichkeit, die auf die „Schüler und Schülerinnen Gottes“ so sehnsüchtig wartet. Auf die also, denen Gott das Ohr geöffnet hat.

Amen.

Dr. Robert Nandkisore
Leiter des Pastoralteams, Vertretung der Pfarrei nach außen und Ansprechpartner für Tauf- und Eheseminare und Kirchenentwicklung
Kirchgasse 165343Eltville
Tel.:06123-703770

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