Gedanken nach dem Fest
Die Texte am Tag der Heiligen Familie des Lesejahres B, die Lesungen (Sir 3, 2–6.12–14 und Gen 15, 1–6; 21, 1–3) und das Evangelium (Kol 3, 12–21), finden Sie online im Schott der Erzabtei Beuron oder auch bei Evangelium in Leichter Sprache.
Liebe Schwestern und Brüder,
wir haben Weihnachten gefeiert und wohl kaum ein Fest im Jahr wird mit so viel Engagement, Hingabe und Erwartung vorbereitet wie dieses. Der Advent war kurz und viele Veranstaltungen, auch in der Gemeinde, wurden auf drei kurze Wochen verteilt.
Ein Fest, wie dieses, kann aber auch nachbereitet werden. Das möchte ich heute gerne mit Ihnen tun.
- In der 1. Lesung hörten wir von Abraham. Er hatte sein Land auf ein Wort Gottes hin verlassen und vertraute dem, was ihm da gesagt wurde. Und doch: Einfach war es nicht und auch Enttäuschungen begleiteten seinen Weg. Sein größter Wunsch: eigene Nachkommen! Das war ihm bisher verwehrt. Gott spricht es ihm zu, ja ER zeigt ihm den Sternenhimmel als Verheißung.
Ich selbst weiß, dass Gott mir gut will. Wie gehe ich da mit meinen eigenen Enttäuschungen um? Mit dem, was sich nicht „löst“, mit den unerfüllten Wünschen. Gebe ich mich halt dennoch damit zufrieden und lerne, nicht zu viel zu erwarten? Ich schaue auf das, was auch an diesem Weihnachtsfest nicht „perfekt“ war und mir fehlte, sich trotz aller Vorbereitungen und Erwartungen nicht erfüllte.
Dann sehe ich, dass Josef sich für seine Frau und das Kind sicher einen anderen Ort und andere Umstände für die Geburt gewünscht hätte. Statt ein weiches Bett eine Futterkrippe. Auf was es dabei aber ankommt: Der Heiland, der Retter ist geboren. In Bethlehem war Er zu finden. Trotz aller widrigen Umstände!
So möchte ich nicht nur das Gelungene und Schöne dieser Tage dankbar anschauen, sondern auch „das Stroh“: ER, der Heiland und Retter, ist auch da mittendrin! In den misslungenen Gesprächen und Begegnungen; in dem Missverständnis und vielleicht sogar Streit; in der Erschöpfung, die diese Tage auch mit sich bringen. Weihnachten: Es muss nicht alles „heil“ sein – er kann aber „heilig“ werden, weil ER da ist und ich Ihm zutraue, dass ER fügt und führt, heilt und wandelt.
- Mit der Verheißung eines eigenen Sohnes geht Abraham in die Zukunft. Er vertraut Gott mehr als seinen Zweifeln. Seine Geduld wird auf eine lange Probe gestellt und auch als der ersehnte Sohn endlich da ist, wird das Leben nicht einfacher. Neue Prüfungen und Herausforderungen kommen auf Abraham zu. Der Hebräerbrief, aus dem wir eben hörten, spricht voller Hochachtung vom Vertrauen, vom Glauben des Abraham.
Wir gehen auf ein neues Jahr zu und können nicht wissen, was es uns bringt, sei es dem Einzelnen, sei es der Kirche und der Gesellschaft. Einiges wird gut sein, anderes nicht; manches wird gelingen, anderes nicht. In all dem darauf zu vertrauen, dass Gott der „Gott-mir-uns“ ist, ist eine Frucht von Weihnachten. Ich kann und darf auch das Nichtwissen aushalten, das Nicht-Verstehen. Maria und Josef bekommen im Tempel durch den alten Simeon Verstörendes gesagt. Sie wünschen sich sicher anderes für ihr Kind – aber sie wissen sich von einem anderen, Größeren getragen.
Manche aus unserer Gemeinde sorgen sich um die eigenen Kinder und Enkel, die mit dem Glauben nicht mehr viel anfangen können. Was kann man da machen, was müsste sich da ändern? Auch da dürfen wir uns getröstet wissen in den Erzählungen über große Gestalten der Heiligen Schrift, die auch erleben mussten, wie die eigenen Nachkommen dieses Vertrauen in Gott nicht in der gleichen Weise lebten wie sie selbst.
An Weihnachten durften wir feiern, dass Gott Seinen Weg mit uns geht und gehen will. Darum geht es und wenn wir den biblischen Texten, die wir in diesen Tagen hörten, trauen, dann wurde uns da auch eine ganze Menge Unheiles und Unvollkommenes erzählt: davon, dass ER, das Wort, nicht aufgenommen wurde. Dass aber denen, die Ihn aufnahmen, Macht gegeben wurde, Söhne und Töchter Gottes zu sein.
Als Seine Söhne und Töchter in dieses neue Jahr gehen und dabei Maß nehmen an dem, was uns von diesem Krippenkind, das groß geworden ist, berichtet wird.
Mehr braucht es gar nicht. Die Frucht von Weihnachten ist die Freude, dass in Unvollkommenem, Unfertigem und scheinbar Mangelhaftem die Möglichkeiten Gottes immer so sind, dass sie uns, mich überraschen können – im Wunder, dass ER da ist. Auch im Neuen Jahr.
Amen.
Allmächtiger Gott, Dein Sohn ist Mensch geworden und hat die Bedingungen unseres Lebens angenommen. Wir bitten Dich:
- Wir bitten Dich für unsere Familien: dass in ihnen erfahrbar ist, dass im Vertrauen auf Deine Vorsehung Leben gelingen kann.
(Wir bitten dich, erhöre uns) - Für die Eltern, die sich Sorgen um ihre Kinder machen: Stärke sie in dem Vertrauen, dass Du keinen aus Deiner Sorge entlässt.
- Für die Kinder, die ohne Eltern aufwachsen müssen: Lass sie durch andere Menschen Nähe, Geborgenheit und Wärme erfahren, so dass sie dem Leben mutig begegnen können.
- Für die Eheleute, die sich auseinander gelebt haben: Eröffne ihnen durch das Geschenk der Vergebung neue Wege in die Zukunft.
- Für die, die in verschiedenen Formen der Partnerschaften oder in Ordensgemeinschaften leben: Dass sie als die angenommen und geliebt werden, die sie sind und immer mehr sein sollen.
- Für unsere Verstorbenen: Lass sie als Brüder und Schwestern Jesu Seine Gemeinschaft erfahren.
Sei Du mit uns auf unserem Weg durch die Zeit, der Du mit dem Sohn und dem Geist lebst und herrschst in alle Ewigkeit.
Amen.