Für wen haltet ihr mich? – oder: Wer bin ich durch IHN?


Liebe Schwestern und Brüder,
für wen halten die Leute den Menschensohn? Alle drei synoptischen Evangelisten überliefern diese Frage Jesu an Seine Jünger. Eine sehr menschliche Frage und jeder, der in irgendeiner Weise öffentlicher auftritt als im normalen Familienverband oder Freundeskreis, wird sie kennen. Die Motive können sehr unterschiedlich sein. Warum stellt Jesus diese Frage? Sicher auch um sicherzustellen, ob Er Seine Strategie der Verkündigung verändern muss. Es liegt auf der Hand dann auch die Jünger selbst zu fragen: Ihr, für wen haltet ihr mich? Petrus, einer der Zwölf, gibt eine Antwort? Spricht er für alle anderen? Wir wissen es nicht!
- Die Antwort auf die Frage, für wen die Menschen Jesus halten ist auch heute sehr bunt. Sie ist auch unter den Christen selbst sehr bunt und keineswegs einheitlich. Da mag „Petrus“, da mögen die Kirchenleitung und die offizielle Kirche deutlich sagen, dass ER Gottes Sohn ist, andere Ansichten lassen sich da nicht unterdrücken: ein guter und vorbildlicher Mensch; ein Mensch, der ähnlich wie Gandhi die Welt veränderte; Gott selbst, der als Mensch auftrat…
- Die Diskussion darüber, wer Jesus nun genau ist, ist durchaus wichtig und ich sollte mir klar darüber sein, was im Glaubensbekenntnis darüber steht. Entscheidender für das alltägliche Leben ist aber doch: was folgt daraus? Hat das irgendwelche Konsequenzen für mich? Lasse ich mich von Jesus bloß „inspirieren“, ist mir also das Evangelium eine gewisse Richtschnur für mein alltägliches Leben, meine Entscheidungen und Handlungen? Führe ich gar den Namen Jesus nur auf den Lippen, ohne auch nur im Entferntesten daran zu denken, dass daraus Konsequenzen für mein Leben folgen müssen? Oder bin ich davon überzeugt, dass dieser Gottessohn selbst mit Seiner Kraft in mir wohnt und mich dazu einlädt, mich nach und nach von Ihm umformen zu lassen? Dass Er also nicht einfach nur ein Modell der Vergangenheit ist, sondern höchst aktuell und lebendig aktiv daran mitwirkt, die Welt im Sinne Gottes – im Sinne des Evangeliums – umzugestalten?
Das ist ein Unterschied. Vielleicht nach außen nicht unbedingt zu erkennen, aber innerlich, in meiner persönlichen Lebensausrichtung zeigt sich das schon: dann versuche ich nämlich mehr und mehr, im Gespräch mit Ihm zu sein, in einem inneren Dialog – wir nennen das auch Gebet – herauszufinden, was hier und jetzt zu tun ist, wie ich Situationen bewerten kann. Ich spüre mich letztlich getragen, begleitet und immer wieder neu herausgefordert!
- Das Matthäusevangelium berichtet als einziges über die persönliche Hinwendung Jesu zu Simon und die Namensgebung „Petrus“. Mich interessiert jetzt nicht die Bedeutung des Petrus für die Kirche. Mich interessiert hier, was über Petrus hinaus hier über jeden von uns gesagt wird: Indem ich Jesus als Gottes Sohn bekenne – und das heißt: indem ich entdecke, wer ER ist! – dann entdecke ich auch, wer ich selber bin!
Wenn ich bekenne, wenn ich wirklich davon überzeugt bin, dass in Jesus Gott selber begegnet und dass diese Begegnung auch in der Gegenwart immer wieder stattfindet, es also eine Begegnung zwischen Ihm und mir gibt, dann muss das doch verändern – sonst würden wir nicht über Gott sprechen! Wenn ich durch die Begegnung mit Gott nicht ein anderer werde, oder besser: anders, dann bin ich nicht Gott begegnet!
Ob wir Gott begegnen, das werden die spüren, merken, erkennen, die uns begegnen. Sie werden etwas von dem spüren, was im Evangelium weht, werden erkennen, dass das Evangelium ein lebendiges Wort ist.
- Für wen halten die Leute den Menschensohn – letztlich steckt heute auch darin die Frage, für wen die Leute uns, die Christen halten. Zu einem Christusbekenntnis werden sie dann finden können, wenn sie merken, dass Christus auch heute wirkt und handelt, dass ER in das Leben eingreift, dass ER Menschen, wie damals den Petrus – zu ihren ureigensten Möglichkeiten führt. ER bietet es an. Uns. Mir.
Amen
Fürbitten
Herr Jesus Christus, Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes. So kommen wir mit unseren Bitten zu Dir:
- Für Deine Kirche und jeden Christen: Lass uns immer mehr Zeugen der Freude werden, die die Freundschaft mit Dir schenkt.
(Christus, höre uns – Christus, erhöre uns)
- Für alle, die auf der Suche nach Dir sind: Schenke ihnen Deinen Geist und die Begegnung mit Menschen, die aus Deiner Freundschaft leben.
- Viele Menschen sehnen sich nach einer besseren Welt in Frieden und Gerechtigkeit: Berufe auch unter uns immer wieder Menschen, die sich nach Deinem Evangelium ausrichten.
- Wir bitten Dich für unsere Kinder, die in diesen Tagen zur Ersten Heiligen Kommunion geführt werden: Lass sie durch die Begegnung mitr Dir Kraft für ihr Leben schöpfen und erkennen, wie sehr Du ihr Leben formen und prägen möchtest.
- Wir bitten Dich für unsere Verstorbenen: Lass sie erfahren, wer Du bist und nimm sie in Deine Gemeinschaft auf.
Allmächtiger Gott, erhöre unsere Bitten, auch die, die wir im Herzen tragen, der Du lebst und herrschst in alle Ewigkeit. Amen.
