Folgt mir nach – oder: Aufbrechen ins Unbekannte


Die Texte des 3. Sonntages im Jahreskreis des Lesejahres A, die Lesungen (Jes 8, 23b – 9, 3 und 1 Kor 1, 10–13.17) und das Evangelium (Mt 4, 12–23), finden Sie online im Schott der Erzabtei Beuron oder auch bei Evangelium in Leichter Sprache.
Liebe Schwestern und Brüder,
„folgt mir nach“ – diese Worte gehören zu den ersten, die Jesus im Matthäusevangelium spricht. Kommt her zu mir, hinter mir her. Jesus ist nicht der Einzelkämpfer. Er sucht und ruft nach denen, die Er an Seiner Seite haben möchte, die mit Ihm den Auftrag des Vaters übernehmen sollen.
- Alles verlassen. Für einen jungen Menschen ist das erst einmal völlig normal: Nach der Schule aufzubrechen für eine neue Erfahrung, eine Lehre, ein Studium. Da wird in der Regel auch das Elternhaus verlassen und mit leichtem Gepäck geht es los: Das eigene Leben anpacken, sich ausprobieren, Erfahrungen machen. In diesem Alter ist auch ein Ruf in die Nachfolge Jesu nicht überaus schwer. Der junge Mensch muss noch nicht alles liegen lassen, um Jesus zu folgen. Er hat kaum etwas, das er zurücklassen kann.
Anders sieht es allerdings aus, wenn ich – wie die Jünger im Evangelium – schon einen Beruf habe, eine Tätigkeit, ein Leben in Ordnung und Struktur. Da dann alles liegen und stehen zu lassen, um etwas anders zu tun – und sei es in die Nachfolge Jesu einzutreten – ist etwas anderes. Ich glaube nicht, dass es sehr schwer ist, sich das persönlich vorzustellen …
- Vor einer Woche kam ich mit einer Gruppe unserer Pfarrei von einer Indienreise zurück. Das Ziel war unser Partnerbistum Nellore und dabei neben der Begegnung mit Bischof Moses natürlich auch das Wiedersehen mit Pfarrer Mani. Vorher jedoch machten wir auch Station in Bangalore und wir trafen dort die indischen Priester, an deren Ausbildung für einen künftigen Einsatz in Deutschland ich mitwirken darf. Wir feierten zusammen Gottesdienst und genau das heutige Evangelium hörten wir auch da. Ich stellte meine Studenten vor: 3 ehemalige Direktoren einer Schule, ein Promovierter in englischer Literatur, einige Pfarrer, ein ehemaliger Assistent der Ordensleitung, ein Priester mir jahrelanger Missionserfahrung in Afrika … Sie alle haben sich eine mögliche zukünftige Tätigkeit in Deutschland nicht selbst ausgesucht. Sie wurden gefragt, dazu aufgefordert: durch ihre Bischöfe und Ordensoberen, die von deutschen Bischöfen gebeten wurden, uns zu helfen. Und entsprechend ihrem Verständnis von Gehorsam lassen sie sich erst einmal darauf ein.
Die Reisegruppe unserer Gemeinde war sichtlich berührt. Auch davon, was unsere ausländischen Priester hier – auch bei uns – immer wieder erfahren: Neben offenen Armen und herzlicher Aufnahme gibt es nämlich immer wieder auch Ablehnung, Vorurteile. Selbst in leitenden Kirchenkreisen werden sie als „Messpriester“ bezeichnet und das meint, dass sie außer der korrekten Feier der Hl. Messe nicht viel zu bieten hätten – denn für die deutsche Kirche bräuchte es ja ein besonderes Know-how!
Menschen folgen einem Ruf, alles zu verlassen. Wenn ich wirklich davon ausgehe, dass Jesus selbst hinter diesem Ruf steht – und das tue ich! – dann tut Er das im Wissen um das Talent dessen, der gesendet wird, und in der Sorge um die Bedürfnisse derer, zu denen ER den Gerufenen sendet.
Im Evangelium hören wir, wie eine alte Prophetie des Jesaja in Erfüllung geht: Dort, wo das Wort Gottes bisher kaum hineinreichte, an die Peripherie jüdischen Lebens, ins beinahe Heidnische, genau dort beginnt Jesus Seine Verkündigung. Für diese Verkündigung braucht ER Mitarbeiter.
Unsere Kirche in Deutschland kämpft mit vielen Herausforderungen und viele Christen sind bemüht, neue Antworten auf Fragen der Menschen zu finden. Dabei kann leicht übersehen werden: Wir sind ein Missionsland geworden! Immer weniger Menschen, gerade auch Kirchenmitglieder, kennen den Inhalt unseres Glaubens. Ob wir auch eine Kirche in der Mission werden, ist noch nicht gesagt. Dafür braucht es nicht die Haltung des Bewahrens sondern vielmehr den Geist des Loslassens und Neuanfangs, den Geist der Begeisterung für Jesus, der uns auch heute eine Frohe Botschaft zusagen will.
Jesus setzte damals auf die Jünger, die Er von ihrer bisherigen Tätigkeit wegrief, die Er bei sich haben und aussenden wollte. Nehmen wir mal an, unsere indischen, ausländischen Mitbrüder wären genau solche Gesandte …
Amen.
Zu Jesus Christus, der uns auch heute die Frohe Botschaft zusagen möchte, wollen wir beten:
- Wir bitten Dich für unsere Gemeinden und die Kirche in unserem Land: Entfache durch Deinen Heiligen Geist in uns die Glaubensfreude, so dass wir Zeugen Deiner frohmachenden Nähe werden können.
(Du Licht der Welt - wir bitten Dich, erhöre uns) - Wir bitten Dich in diesen Tagen um Deinen Beistand dort, wo Krieg und Gewalt herrschen, wo Menschen um ihre Sicherheit und ihr Leben fürchten müssen: Verhilf allen großen und kleinen Friedensbemühungen zum Erfolg.
- Wir bitten Dich für die Priester und Ordensleute, die aus anderen Ländern zu uns kommen, um ihre Berufung zu leben: Mache uns aufmerksamer dafür, was Du durch sie uns sagen möchtest.
- Wir bringen Dir die Nöte unserer Kranken und Sterbenden, der Einsamen und Enttäuschten: Lass sie auch durch unseren Beistand neues Vertrauen in Dich fassen
- Für unsere Verstorbenen, dass sie bei Dir geborgen sind, wo der Tod keine Macht mehr über sie hat.
Du rufst uns zur Umkehr, zur Hinkehr zu dir, der Du mit dem Vater und dem Heiligen Geist lebst und herrschst in alle Ewigkeit.
Amen.
