Ein Wort, das trägt
Liebe Schwestern und Brüder,
… und das Licht leuchtet in der Finsternis. Am kürzesten Tag des Jahres, wenn die Finsternis am Längsten ist, kam die Nachricht: der ersehnte Impfstoff ist zugelassen! Jetzt wird alles besser. Ist das so? Müssen wir jetzt nur alle abwarten, die Füße still halten – und die Masken auf! – und dann wird alles wieder gut? Bringen wir halt dieses Weihnachtsfest so gut es geht hinter uns, das nächste wird bestimmt besser!? Es hat den Anschein, dass es für nicht wenige so ist. Schade! Denn an Weihnachten geht es nicht ums Durchhalten, sondern ums Aufatmen!
- Das Wort ist Fleisch geworden – das ist der zentrale Kern der Weihnachtsbotschaft. Darum geht es. Gott teilt sich mit, ER wird einer von uns. Das hat die Hirten in der Nacht jubeln und danken lassen, denn die Welt ist – allem Anschein zum Trotz – nicht gottlos! Sie ist Gottes voll – für den, der die Augen aufmacht. Ja, gerade jetzt, gerade in dieser für uns so bedrängenden Zeit.
Gott hat nicht einfach ein Wort, das ER ohne Ansehen der Person in die Welt werfen würde, ob wir es verstehen oder nicht. Im Gegenteil: Nicht ein Gott, der einfach „da“ ist, sondern ein Immanuel, ein „Gott mit uns“, mit dir! Er wollte und will sich mit jedem und jeder verbinden, von Du zu Du. Und das Wort, das ER spricht, das Wort, das ER ist, ist mir noch verständlicher als meine Muttersprache.
Denn um uns, um mich zu beruhigen, gerade in dieser Zeit der Pandemie, muss ER doch um mich, um uns wissen: Angst, Unsicherheit, Kontaktvermeidung, Trauer – wenn mich da irgendjemand erreicht, dann atme ich auf. An Weihnachten sagt ER ausdrücklich: „Glaubst du wirklich, ich wäre nicht da? Ich bin da, mittendrin“. Gottlos ist höchstens das Gerede, das uns anderes einzureden versucht! Wenn Gott da ist, steht alles unter einem anderen Stern. Alles.
- Das Leben war das Licht der Menschen. In der Pandemie scheint es ums Leben zu gehen. Dabei geht es in unseren Gesprächen um Angst. Und sie verhindert das Leben. Die Engel können es in den ersten Kapiteln des Lukasevangeliums nicht oft genug wiederholen: „Fürchtet euch nicht!“ Um leben zu können, wirklich leben, hilft mir nicht zu wissen, wovor ich Angst habe! Ich muss wissen, wofür ich morgens aufstehe, was alle Mühe trotzdem lohnt.
Und noch tiefer: Mein Leben, mich selber sehe ich doch erst dann richtig, wenn mir ein anderer sagt: Du bist ein Schatz. Das lässt mich leben! Gegen alle Angst. An Weihnachten hören wir wieder dieses Wort: Du bist ein Schatz. Egal, was ist, passiert, kommen wird. Ja egal auch, wie du dich selber siehst.
Das kann mich neu aufatmen lassen – gerade in Zeiten der Pandemie.
- Allen, die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden.
In diesen Wochen und Monaten mussten wir alle, ob wir wollten oder nicht, auf unsere Fundamente schauen: Was trägt? Und dann das Erschrecken: Was trägt, wenn ich auf den Tod schaue? An Weihnachen vom Tod sprechen? Na klar, Krippe und Kreuz gehören zusammen!
Wovon also lebe ich? Seit vergangenen März hat sich ein Gruß eingebürgert: „Bleib gesund!“ Er ist sicher gut gemeint, dennoch irgendwie nichtssagend! Als ob ich es mir aussuchen könnte! Und was, wenn ich nicht gesund bin? Was dann? Ist gesund sein wirklich das höchste Gut?! Für mich ist es das Behütet-Sein – in Ihm behütet, geborgen zu sein.
Bleib behütet, bleib geborgen – was mich trägt ist der Zielpunkt, die Freude darüber, Kind Gottes zu sein.
Ich bekomme es heute wieder gesagt, durch Ihn, Sein Wort. Und dieses Wort lässt mich jeden Tag neu versuchen, aus der Freude zu leben, aus dem Fundament. Das bekomme ich gerade in der Zeit der Pandemie gesagt, weil ich es dort so sehr brauche. Und es gilt auch danach, wenn vieles wieder normaler wird. Aber auch dann muss ich wissen, was trägt. Was wirklich trägt.
Amen.
Fürbitten Weihnachtstag
Unseren Herrn Jesus Christus, das Ewige Wort, das uns trägt und hält, bitten wir:
- Für alle Christen, dass wir das Licht Deiner Gegenwart in unserer Welt verbreiten können, und so denen neue Hoffnung schenken, deren Leben von Finsternis geprägt ist. (Christus, höre uns)
- Du wurdest in Einfachheit und Armut geboren. Wir bitten darum, dass gerade die Armen auch durch uns wieder Deine Nähe und Begleitung erfahren und Dir so neu vertrauen können.
- Für alle, die sich in diesen Wochen und Monaten der Pandemie fürchten, die sich sorgen um ihre berufliche und wirtschaftliche Existenz, die Angst haben vor Erkrankung: Lass sie erfahren, dass sie in allem durch Dich getragen sind.
- Für alle, die keinen Frieden mit sich und der Welt finden, die heute in besonderer Weise ihre Dunkelheiten und Einsamkeit spüren oder ihr Leben als leer und sinnlos empfinden.
- Für all die, die in diesen Tagen in Krankenhäusern, Pflegeheimen, sozialen Einrichtungen und Gefängnissen Dienst tun: schenke Du ihnen die Kraft, die sie gerade jetzt brauchen.
- Wir bitten Dich für alle Menschen, denen wir uns heute auf besondere Weise verbunden fühlen, für die Toten, die wir schmerzlich vermissen und alle Verstorbenen Kurze Stille
In der Freude über Deine Nähe loben und preisen wir Dich mit dem Vater und dem Heiligen Geist von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen