Das Leben nach Ostern – oder: befreit leben
Die Texte am 3. Sonntag der Osterzeit des Lesejahres B, die Lesungen (Apg 3, 12a.13–15.17–19 und 1 Joh 2, 1–5a) und das Evangelium (Lk 24, 35–48), finden Sie online im Schott der Erzabtei Beuron oder auch bei Evangelium in Leichter Sprache.
Liebe Schwestern und Brüder,
die Osterferien gehen zu Ende. Für einige eine entspannte Zeit. Man merkte es im Pfarrbüro. Wenn in Gesprächen von den Osterfeiertagen die Rede war, dann hörte ich oft, wie schön und feierlich sie waren. Ja das Wort „Freude“ wurde mit Ostern verbunden. Auch für mich waren diese Tage sehr befreiend, stärkend. „Des Lebens Leben lebet noch“ (GL 782) heißt es in einem Osterlied. Ja genau, Lebenskraft!
Ist das jetzt abgehakt? Mit dem Ende der Ferien kehrt dann wieder Normalität ein? Die Gefahr besteht. Ostern als Termin im Kalender, sozusagen als Konkurrenz zum Alltag, der letztlich doch über mehr Gewicht verfügt.
Die Lesungen, die wir heute hörten, sprechen eine andere Sprache. Da ist zu spüren, dass es mit Ostern erst richtig losgeht. Und so unterschiedlich die drei heutigen Lesungen auch sein mögen, sie haben etwas Entscheidendes gemeinsam, nämlich: Wie Ostern weiterwirken kann!
- Ostern möchte befreien, retten, neues Leben schenken, vom Tod befreien. Schön klingt das. Wir feiern, dass Jesus Christus das bewirkt hat. Dafür steht hier die Osterkerze. Retten. Befreien – Wovon? Woraus? Die Osterkerze soll uns nicht einfach an die Osterfeiertage erinnern. Sie steht auch da, um zu ermutigen: Lasst es doch zu! Lasst es zu, dass es in eurem Leben Wirklichkeit werden kann: ein Vertrauen, das euch trägt. In allem. Durch alles!
- Die Bibel spricht an unzähligen Stellen davon, dass wir genau dieses Ziel immer wieder verfehlen. Das Ziel, das darin besteht, in einem Vertrauen mit und zu Gott zu leben, das Auswirkungen auf einfach alles hat!
Stellen wir uns vor: Ich sorge mich um meine Zukunft. Ob privat oder beruflich. Ich schaffe es, auf Gottes Vorsehung, Seine Begleitung und Fürsorge so zu vertrauen, dass ich dem, was kommt, gelassen begegnen kann. Ich weiß nämlich: Es hat seinen guten Sinn!
Stellen wir uns vor: In einem Konflikt, einem Streit, einem Zerwürfnis gelingt es mir, die Wut und Enttäuschung nicht den Alltag bestimmen zu lassen und zu vertrauen, dass auch dies zu neuem Leben führt. Wie immer das auch aussehen mag.
Stellen wir uns vor: In einem Schicksalsschlag nicht einfach nur Pech zu sehen, sondern darin eine Möglichkeit, dass etwas hervorkommen, hervorbrechen kann, das so sonst nicht möglich gewesen wäre.
Kurzum: Mein Vertrauen in IHN, der Tote erwecken kann, ist größer, als mein Kleinglauben.
Gott stellt es sich vor! Deswegen ist ER gekommen. Deswegen hat ER als Mensch all das auf sich genommen, was wir in den Evangelien lesen können. Und ER möchte, dass das bei mir, bei uns Früchte trägt. So gesehen hört mit dem 24. Kapitel das Evangelium des Lukas nicht einfach auf – es geht weiter, es wird weiter geschrieben in immer neuen wunderbaren Ostergeschichten bis heute, Geschichten, die mein Leben einschließen, die von mir, von uns erzählen.
Allerdings: Dieses Ziel verfehlen wir oft. In der Sprache der Bibel – und jetzt habe ich lange genug um den heißen Brei herum geredet – heiß das: Sünde!
„Kehrt um … damit eure Sünden getilgt werden“ (Apg 3,19); „ich schreibe euch dies, damit ihr nicht sündigt“ (1Joh 2,1); „man wird allen Völkern Umkehr verkünden, damit ihre Sünden vergeben werden“ (Lk 24,47) – das hörten wir heute in den drei Lesungen. Das ist es, was Ostern dauerhaft bewirken soll: Die Befreiung von einer Wirklichkeit, die dem Leben schadet, es mindert, es zerstört.
Viele sind heute gegenüber dem Wort „Sünde“ allergisch geworden (die Gründe dafür sind unterschiedlich), wir sollten dabei aber dem Gemeinten gegenüber nicht blind sein, denn es hat Macht, das Leben zu gefährden, zu zerstören. Wir sehen und hören es jeden Tag.
Andersherum: Wer die Erfahrung gemacht hat, dass das bedingungslose Vertrauen gegenüber Gott das Leben unfassbar bereichert und froh macht, der lässt das Geschehen von Ostern weiter gehen.
Darum geht es jetzt. Nach den Feiertagen. Nach den Ferien.
Amen.
In unserer Bedürftigkeit rufen wir zu Jesus Christus. Unsere Anliegen sind ihm nicht fremd und unsere Nöte brauchen wir vor ihm nicht zu verbergen:
- Für alle Getauften: Lass uns neu den Mut finden, aus dem Vertrauen gegenüber Dir zu leben, und so den Menschen unserer Tage ein Beispiel für gelungenes Leben zu sein.
(Christus, höre uns – Christus, erhöre uns.) - Für alle, die in ihrem Alltag Sinn- und Erfolglosigkeit erfahren: Lass sie entdecken, dass Du selbst ihr Leben in neue Bahnen lenken willst.
- Wir bitten Dich um Hilfe und Rettung in allen Kriegs- und Krisengebieten dieser Welt. Wir flehen um die Bereitschaft, dem Frieden und der Versöhnung mehr Raum zu schaffen, als dem Hass und der Rache.
- Wir bitten darum, dass wir es mehr und mehr wagen, von unseren Erfahrungen mit Dir gerade denen zu erzählen, die nicht an Deine Wegbegleitung und ein Leben in Fülle glauben können.
- Auch die Verstorbenen unserer Gemeinde vertrauen wir Dir an (heute gedenken wir...): Zeige Dich ihnen als der, der sie in das neue und befreite Leben bei Dir führt.
Treuer Gott, Du liebst die Menschen. Lass deine Liebe in der Welt aufscheinen und erhöre unser Bitten, durch Christus unseren Herrn.
Amen.