Das Fest der Heiligen Familie – Der Hoffnung die Tür öffnen
Die Texte des Sonntags nach Weihnachten 2024 des Lesejahres C, die Lesungen (Sir 3, 2–6.12–14 oder 1 Sam 1, 20–22.24–28 und Kol 3, 12–21 oder 1 Joh 3, 1–2.21–24) und das Evangelium (Lk 2, 41–52), finden Sie online im Schott der Erzabtei Beuron oder auch bei Evangelium in Leichter Sprache.
Liebe Schwestern und Brüder,
als die Familie mitbekam, dass der Sohn, der Bruder, Drogen nahm, war eigentlich schon alles zu spät: Die Drogen bestimmten sein Leben und seinen Tagesablauf; er dealte und die Polizei war schon auf ihn aufmerksam geworden. Wie konnte das passieren? Er hatte doch alles …
- Das Ehepaar lebte normal, wie immer. Man hätte zufrieden sein können. Aber dann passierte es: Der Mann verliebte sich in eine andere Frau! Was ist da falsch gelaufen? Wo hätte man etwas anders machen können oder müssen? Wie könnte eine Versöhnung aussehen und: kann es sie überhaupt geben? Ist die Verletzung nicht schon zu groß?
- Sie hatten alles und der Ehemann und Vater sorgte sich vorbildlich um das Auskommen der fünfköpfigen Familie. Doch dann, scheinbar aus heiterem Himmel, konnte er dem Druck nur noch durch den Alkohol standhalten – bis der Alkohol ihn im Griff hatte. Es drohte alles zusammenzubrechen, der Halt der Familie schien zu schwinden.
Was diese drei Familien verbindet: Da ist Unheil eingebrochen und die Gründe dafür sind so vielfältig wie das Leben selbst. Noch etwas aber – und das ist das Entscheidende – verbindet alle drei: Sie stellten sich der Krise als glaubende Christen! Sie suchten und fanden nicht nur kompetente Hilfe und Beratung – sie fanden den Mut, die Tür noch einmal besonders für Christus zu öffnen: für das Gebet, für die gemeinsame Suche nach einem Weg, der aus der Sackgasse, in die sie sich hineinmanövriert hatten, herausführen konnte.
Wir feiern heute das Fest der Heiligen Familie – und das darf nicht verwechselt werden mit „heile“ Familie, wie wir es vielleicht missverstehen könnten. Das heutige Evangelium zeigt uns da eine Spur: Die Eltern Jesu suchten ihren Sohn erst einmal bei den ihnen vertrauten Menschen – vergeblich. Dann aber suchten sie Ihn im Tempel – und fanden Ihn dort! Damit wird nicht alles heil: Maria und Josef sind immer noch fassungslos, ja hilflos angesichts des sich so ganz anders entwickelnden Jesuskindes. Sie halten aber den Raum offen dafür, dass Gottes Wille sich erfüllen kann – und damit sind sie ein Vorbild für eine „Heilige Familie“.
- Wir befinden uns seit dem Heiligen Abend im „Heiligen Jahr“. Papst Franziskus hat am Stephanustag in einem römischen Gefängnis eine Heilige Pforte geöffnet: Sie soll ein Zeichen der Hoffnung sein! Das Heilige Jahr ist überschrieben mit „Peregrinantes in spem“, was bei uns etwas ungenau mit „Pilger der Hoffnung“ überschrieben ist. Direkt übersetzt müsste es heißen: „Pilger auf Hoffnung hin“. Der Papst sagte im Gefängnis: „Mir gefällt es, mit dem Bild des Ankers an die Hoffnung zu denken. Er ist am Ufer festgemacht und wir – auf dem Wasser - sind durch das Seil mit ihm verbunden. Verliert niemals die Hoffnung. Diese Botschaft möchte ich euch geben, allen, mir selbst zuerst. Die Hoffnung enttäuscht nie. Manchmal ist das Seil schwer und tut den Händen weh – aber mit dem Seil in der Hand, der Blick dem Ufer zugewandt, wird der Anker uns weiterziehen. Er hilft uns, weiterzumachen!“
Als Christ weiß ich – wie Paulus das ausdrücken würde – dass Christus mich, uns weiterführt, durchträgt, wachsen lässt. Gerade wenn es dunkel ist, wenn es aussichtslos scheint, hilft mir dieser Anker, diese Hoffnung dabei, nicht aufzugeben, weiterzumachen, den Glauben daran nicht zu verlieren, dass neues Leben durch Christus möglich ist.
Die drei Familien, von denen ich anfangs erzählt habe, haben genau diese Erfahrung gemacht – weil sie Christus die Tür geöffnet hatten. Weil sie darauf vertrauten, dass ER neues und befreites Leben schenkt.
Papst Fanziskus hat es den Gefangen zugesagt: An ihrer äußeren Situation ändert das nichts – aber wenn das Herz sich dafür öffnet, dass Neues werden kann, durch IHN, dann geschieht Heilung und ganz neue Wege werden möglich.
Die Familie ist für uns Christen die Urzelle, die Keimzelle der Kirche. Hier sind wir gemeinsam auf dem Weg. Gerade wenn es schwierig ist, wenn uns alles aus dem Händen zu gleiten droht, ist es Christus der Heilung schenken will und kann – und uns so wahre Heiligkeit schenkt. Dies sei allen Eltern und Großeltern gesagt, sie sich um die Kinder, um die Enkel sorgen. Legt sie in Gottes Hand. Die Kinder, die sich mit ihren Eltern schwer tun: Haltet sie mit dem Anker des Glaubens. Dies wollen wir im Heiligen Jahr in besonderer Weise neu tun.
Amen
Allmächtiger Gott, in diesem Heiligen Jahr möchten wir uns als Pilger auf den Weg Deines Sohnes machen. Wir bitten Dich:
- Wir bitten Dich für unsere Familien: stärke sie im Glauben und lass sie so erfahren, dass er der Anker in den Stürmen des Lebens ist.
(Wir bitten dich, erhöre uns) - Für die Eltern und Großeltern, die sich Sorgen um ihre Kinder und Enkel machen: Stärke sie in dem Vertrauen, dass Du keinen aus Deiner Sorge entlässt und schenken ihnen den Mut, Deinem Sohn vertrauensvoll die Türen zu öffnen.
- Für die Kinder, die ohne Eltern aufwachsen müssen: Lass sie durch andere Menschen Nähe, Geborgenheit und Wärme erfahren, so dass sie dem Leben mutig begegnen können.
- Für die Eheleute, die sich auseinander gelebt haben: Eröffne ihnen durch das Geschenk der Vergebung neue Wege in die Zukunft.
- Für die, die in verschiedenen Formen der Partnerschaften oder in Ordensgemeinschaften leben: Dass sie als die angenommen und geliebt werden, die sie sind und immer mehr sein sollen.
- Für unsere Verstorbenen: Lass sie als Brüder und Schwestern Jesu Seine Gemeinschaft erfahren.
Sei Du mit uns auf unserem Weg durch die Zeit, der Du mit dem Sohn und dem Geist lebst und herrschst in alle Ewigkeit.
Amen.