Aus dem Geist Jesu leben, …


- Aus dem Geist Jesu leben, damit der Vater in uns den Sohn erkennt
Predigt von Pfr. Dr. Robert Nandkisore zum Dreifaltigkeitssonntag 2021 zum Download
Die Texte zum Dreifaltigkeitssonntag wie der Lesungen (Dtn 4, 32–40 und Röm 8, 14–17) und des Evangeliums (Mt 28, 16–20) finden Sie online im Schott der Erzabtei Beuron oder auch bei Evangelium in Leichter Sprache.

Liebe Schwestern und Brüder,
ja, da kann so etwas wie Triumphalismus aufkommen: Jesus gibt ganz am Ende des Evangeliums seinen Jüngern den Auftrag, alle Grenzen, Zeiten und Räume zu sprengen und Seine Botschaft nicht nur zu verbreiten, sondern alle Menschen zu Jüngern und Jüngerinnen zu machen. Aber: Ein Auftrag ist doch noch lange nicht die Garantie, dass er auch durchgeführt werden kann! Zumal – und das wird gerne und oft unterschlagen: Die Jünger bekommen gerade für diesen Dienst Verfolgung, Misserfolge und Leiden vorausgesagt, ja vom selben Evangelisten, der heute den Sendungsbefehl überliefert (vgl. Mt 10). Widerspricht sich das nicht irgendwie: „Geht, mir ist alle Macht gegeben“ – und „Ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe“?
Haben da nicht alle Recht, die sagen: „Die Botschaft Jesu ist großartig, aber wir müssen realistisch sein! Die Welt funktioniert nach anderen Gesetzmäßigkeiten und es ist schon viel, wenn wir die Anliegen Jesu immer wieder zur Sprache bringen!“?
- Dieses Denken hätte seine Berechtigung, wenn Jesus einfach nur Mensch gewesen wäre. Aber ER ist eben auch und gerade der Christus, der Sohn des Vaters, der den Tod eben nicht das Letzte sein lässt. Jesus wollte und will Seine Jünger zum Vater führen, zu dem Vertrauen, das auch ER hatte – selbst wenn es aussichtslos erscheinen mag. Darum: Geht zu allen Völkern!
Als Jünger und Jüngerinnen Jesu reicht es deswegen nicht, ein bisschen christlich in der „Wolle gefärbt“ zu sein. Für den Vater sind wir Schwestern und Brüder Jesu – so sehen wir uns selbst ja auch ganz gerne. Das bedeutet aber eben auch: Er, der Vater, will in den Christen den Sohn wiedererkennen! Diese Haltung, auf’s Ganze zu gehen. Nicht, weil wir meinen, es schaffen zu können, sondern weil wir vertrauen, dass der Vater es durch uns schafft. So, wie es bei Jesus der Fall war, der eben in allem uns gleich wurde – außer der Sünde, außer der Haltung des Misstrauens, der Verweigerung.
- „Heiliger Geist“ nennen wir diese personale Kraft Gottes in uns, die vom Vater und dem Sohn passgenau auf jeden und jede von uns Einfluss nehmen will. Und wenn Jesus von der Macht oder Vollmacht spricht, die Ihm gegeben ist, dann meint es genau das: Dass Sein Geist in unserem Handeln wirkt und es bestimmt. Alleine könnten wir das nie! Dass wir lieben lernen, wieder menschlicher und gütiger zu werden wie ER.
- Sich darauf einzulassen ist immer ein Wagnis. Denn ich kann nicht wissen, dass dieses und jenes, das wir oder ich jetzt unternehmen, das Richtige ist oder von Erfolg gekrönt sein wird. Im Evangelium heißt es heute: Von denen, die Jesus sahen, hatten einige Zweifel! Sie waren dabei – und hatten Zweifel.
Das kann passieren – und es passiert: Was soll das Ganze? Ist es sinnvoll? Das wäre doch etwas, wenn wir den Zweifel auch zulassen würden – bei uns und anderen. Vieles an Parteibildung gerade auch innerhalb der Kirche könnte an Schärfe verlieren, wenn wir es zuließen, Zweifel zu haben. Der Zweifel, der es zulässt, dass Christus auch andere Wege gehen könnte – selbst wenn ich selbst meine beste Überzeugung für eine bestimmte Weise des Denkens und Handelns gebe.
- Was uns bleibt – gerade nach Pfingsten, das wir letzten Sonntag feierten – ist: Die Sprache Jesu zu übersetzen, so, dass Menschen angerührt werden, dass sie eine Ahnung von ihrem Wert bekommen, ihrer Würde. „Geht zu allen Völkern in der Welt“ – geht zu allen Verlorenen in der Welt. Tut dies, jeder und jede von euch, die ihr zu mir gehört und gehören wollt. Tut dies an dem Ort, an dem ihr seid, lebt, arbeitet. Was würde, was könnte sich da alles ändern? „Hefe“, „Sauerteig“, die wir sind und sein sollen, würde aufgehen – als Werk des Geistes Jesu in unserer Welt. Und der Vater würde Seinen eigenen Sohn immer neu wiedererkennen. Seinen Sohn, der sich selbst in Angst und Zagen nicht entmutigen lässt – auch nicht im Dunkeln.
Amen.
Den Vater, der uns Seinen Sohn sandte und uns im Heiligen Geist stärkt, bitten wir:
- Wir bitten für alle Christen: dass wir neu lernen, auf das Wort Deines Sohnes zu hören und so den Menschen heute aufmerksame und ermutigende Wegbegleiter sein können.
Barmherziger Vater - Wir bitten Dich, erhöre uns - Gib uns ein waches Gespür dafür, wo Dein Heiliger Geist unseren Alltag begleitet und uns die Wege zeigen will, die wir in der Nachfolge Jesu gehen sollen.
- In diesen Wochen beenden Jugendliche ihre schulische Laufbahn: Hilf ihnen, ihren Weg in das Leben zu finden und mache uns zu glaubwürdigen Zeugen eines Vertrauens in Deine Vorsehung.
- Wir bitten Dich für die, die durch die Pandemie in persönliche und materielle Not geraten sind: lass auch uns aufmerksam darauf achten, ihnen beizustehen und mit dem zu helfen, was wir erübrigen können.
- Der Tod und damit der Abschied von lieben Menschen gehört immer wieder zu unserem Leben: Wir bitten Dich für unsere Verstorbenen und die Angehörigen, die an einem Grab trauern.
Dir Vertrauen wir, der Du uns in Deinem Sohn alles schenkst und im Heiligen Geist begleitest, jetzt und in alle Ewigkeit.
Amen.
