Alles zu Ende? – oder: Wen erwarte ich?
Die Texte am 33. Sonntag im Jahreskreis des Lesejahres B, die Lesungen (Dan 12, 1–3 und Hebr 10, 11–14.18) und das Evangelium (Mk 13, 24–32), finden Sie online im Schott der Erzabtei Beuron oder auch bei Evangelium in Leichter Sprache.
Liebe Schwestern und Brüder,
wir bekommen es mit: beinahe tägliche Nachrichten über Krieg und Kriegstote in der Ukraine; Zerstörung und Hoffnungslosigkeit in Gaza; Antisemitismus und Islamfeindlichkeit in vielen Ländern; Neuwahlen und Regierungen, die deutlich machen, dass nicht alle dazugehören; die Angst davor, dass sich wieder Völker und Nationen gegeneinander erheben; Naturkatastrophen und dadurch verursachtes Elend, worunter immer mehr Menschen leiden müssen. Im heutigen Evangelium und fast im ganzen 13. Kapitel des Markus (und in den Parallelstellen bei Matthäus und Lukas) ist es beinahe genauso zu lesen und zu hören. Jesus spricht da von „Drangsal“ und fügt noch Bilder von verfinsterter Sonne und Mond an, ja selbst die Kräfte des Himmels werden erschüttert. Sind das andere Bilder für den Klimawandel, den wir nicht nur beobachten, sondern in vielen Teilen der Welt erleben?
Was wir heute im Evangelium hören ist Teil der Antwort Jesu auf die verstörte Frage der Jünger nach dem Ende, nachdem Er selbst die Zerstörung des Tempels angekündigt hatte. Die Jünger hofften sicher auf etwas Anderes, da sie doch dem Messias nachfolgten, der alles wieder neu herstellen wird und die politische Ohnmacht des Volkes heilt, indem die Herrschaft der Römer beendet wird. Ein Messias macht doch alles gut, oder? Wer mit Gott unterwegs ist, ist doch auf der Sonnenseite, oder? Solche Hoffnungen durchkreuzt Er.
Wir Heutigen gehen trotz – oder wegen? – der ständigen Nachrichten von Kriegen und Konflikten irgendwie immer noch davon aus, dass doch alles besser werden müsste; dass der Fortschritt anhält und zu einer besseren Welt führt. Dass diese Welt humaner sein soll, friedlicher. Wir leben kollektiv mit einem Fortschrittsgedanken und hoffen zumindest, dass alles irgendwie besser wird. Die Realität spricht eine andere Sprache. Wir erleben zunehmend, dass unser Fortschritt auch mehr Leid bringt, mehr Abhängigkeit, mehr Ungerechtigkeit, ein Mehr an Spaltung der Gesellschaft. Gerade jüngere Menschen erleben sich angesichts der Klimakrise als immer hilfloser und schauen voller Sorgen und Ängste in die Zukunft. Und dass wir an diesem Sonntag in der Kirche wieder den „Welttag der Armen“ begehen bedeutet doch, dass es nötiger ist als früher, auf sie zu schauen, die in unserer Welt immer mehr unter die Räder geraten.
Was gibt es für eine Perspektive?
Im Evangelium heißt es: Dann wird man den Menschensohn auf den Wolken kommen sehen mit großer Kraft und Herrlichkeit. Der Evangelist Lukas fügt noch an: „Wenn all das beginnt, dann richtet euch auf und erhebt eure Häupter, denn eure Erlösung ist nahe.“ (Lk 21,28) Warum es so ist, dass die Schrecken zunehmen, wird nicht gesagt – aber es sollte uns zu denken geben, dass wir in unseren Gottesdiensten immer auf das Kreuz schauen!
Ein Christ muss nicht pessimistisch in die Zukunft blicken. Wir Christen bekommen gesagt: „Ich komme!“, „Erhebt euer Haupt, Erlösung ist nahe“! Christen haben keine Antwort auf all die Fragen und Sorgen der Menschen, aber sie haben eine Hoffnung, die sie anbieten können. Und: Sie schauen immer auch über diese Welt hinaus!
Umso tragischer ist es, dass bei uns nur noch ein immer kleiner werdender Kreis diese Hoffnungsbotschaft hört. Die letzte Statistik zeigt es deutlich: Innerhalb von 10 Jahren hat sich die Teilnahme am Gottesdienst halbiert und die, die da sind, gehören vorwiegend der älteren bis alten Generation an. Es reicht also nicht, hier diese Hoffnungsbotschaft zu hören, zu verkünden. Das alltägliche und ganz persönliche Zeugnis von einem jeden von uns wird immer notwendiger – und das im wahrsten Sinne des Wortes: Not-wendig!
Es geht nicht um religiöse Schönfärberei, es geht darum, zu bezeugen, was trägt, wenn Vieles nicht mehr trägt. Nicht schön reden, sondern von Christus sprechen. Dazu gehört, gerade im Totenmonat November, davon zu sprechen, was kommt, wenn nichts mehr kommt! Und die besorgte Frage der Menschen, „was denn da auf uns zukommt?“ damit zu beantworten, wer auf uns zukommt! Das ist die Hoffnung gelebten Glaubens, kein angelesenes Wissen. Vor mehr als einem halben Jahrhundert meinte der deutsche Theologe und Jesuit Karl Rahner: „Der Christ der Zukunft wird ein Mystiker sein, oder er wird nicht sein“. Ein Mystiker ist einer, der um die Gegenwart Gottes weiß, der die Erfahrung des Göttlichen kennt. Die Zukunft, von der Rahner sprach, ist heute!
Amen.
Guter Gott, in Dir liegen Anfang und Ende - wir bitten Dich:
- Lass uns als Christen nicht müde werden, in dieser Welt Zeugen dafür zu sein, dass nur in und mit Dir eine Geborgenheit zu finden ist, die unser Leben trägt.
(Christus, höre uns - Christus, erhöre uns) - Lass uns als Deine Kirche und als Deine Gemeinde immer mehr lebendige Steine Deiner Kirche sein und Deine Frohe Botschaft gerade den Armen und Benachteiligten in Wort und Tat bezeugen.
- Erleuchte die Politiker auch in unserem Land, dass sie ihre Talente und ihre Macht auch für die einsetzen, die zu den Schwächsten unserer Gesellschaft gehören.
- Auf die Fürsprache der Heiligen Elisabeth bitten wir Dich für diejenigen, die ihr Leben der Fürsorge und der Pflege der Armen, Behinderten und Pflegebedürftigen widmen.
- Wir bitten Dich für all unsere Verstorbenen: Lass sie bei Dir ewige Heimat finden.
Denn Du bist ein Gott, der Leben gibt. Dir sei Dank, der Du mit dem Sohn und dem Heiligen Geist lebst und herrschst in alle Ewigkeit.
Amen.