Der Hl. Josef – vom Mut, Verantwortung füreinander zu übernehmen


Liebe Schwestern und Brüder,
hierzulande fast unbemerkt hat Papst Franziskus am 8. Dezember ein „Jahr des Heiligen Josef“ ausgerufen. Was soll man damit anfangen?, könnte der eine oder andere fragen. Da unser Papst nicht zu weltfremder Frömmigkeit neigt, lohnt es sich, da einmal genauer hinzuschauen, gerade heute, da wir das „Fest der Heiligen Familie“ feiern: 1
- Josef: dass er eine Gestalt des Hörens, des Gehorsams ist, die bereit ist, sich immer neu auf Veränderungen einzulassen, ist nichts Neues. Papst Franziskus stellt ihn aber jetzt in der Zeit der Pandemie in eine Reihe von Menschen, die deutlich machen, wie unser Leben von „gewöhnlichen“ Menschen gestaltet und erhalten wird, Menschen also, die sonst nicht im Rampenlicht stehen; Menschen, die einfach ihren Dienst tun und damit dafür sorgen, dass unsere Alltäglichkeit nicht zusammenbricht. Dazu gehören eben auch Mütter und Väter, Großeltern, die in ihren ganz alltäglichen Verrichtungen den Kindern zeigen, wie man einer Krise begegnen kann. Ja, Krisen zeigen, was in einem steckt – sie zeigen, was wir sonst oft nicht sehen, nicht wertschätzen.
Wir feiern Weihnachten und schauen auf den Stall in Bethlehem: darauf, was im Verborgenen geschehen ist und doch so große Bedeutung hatte. Papst Franziskus meint: „Der heilige Josef erinnert uns daran, dass all jene, die scheinbar im Verborgenen oder in der ‚zweiten Reihe‘ stehen, in der Heilsgeschichte eine unvergleichliche Hauptrolle spielen. Ihnen allen gebührt Dank und Anerkennung.“
1 Vgl für das Folgende: www.vatican.va/content/francesco/de/apost_letters/documents/papa-francesco-lettera-ap_20201208_patris-corde.html
- Was muss es für Josef ernüchternd gewesen sein, dass seine ursprünglichen und persönlichen Lebenspläne so durchkreuzt und über den Haufen geworfen wurden. Steht er damit nicht auch in einer Linie mit vielen Vätern und Müttern, die plötzlich erkennen: Eigentlich hatte ich mir für mein Leben anders vorgenommen – aber jetzt stehe ich da, gebunden, eingebunden … In Josef, so Papst Franziskus, sehen wir, dass sich die Heilsgeschichte oft und gerade durch unsere Schwachheit realisiert, gerade auch dadurch, was wir eigentlich nicht wollten. Auch Josef musste wie Maria sein „fiat“, es geschehe nach deinem Willen, sprechen. Allerdings geschah dies nicht am Anfang des Weges, sondern so, wie es vielen von uns ergeht: Wir werden mit den Enttäuschungen unseres Lebens konfrontiert, übernehmen trotzdem Verantwortung und – das ist für mich gelebter Glaube – versöhnen uns so mit der eigenen Geschichte. Der Papst meint: „Wir müssen unseren Ärger und unsere Enttäuschung ablegen und ohne weltliche Resignation, sondern mit hoffnungsvoller Kraft Platz machen für das, was wir nicht gewählt haben und was doch existiert. Das Leben auf diese Weise anzunehmen führt uns zu einem verborgenen Sinn. Das Leben eines jeden von uns kann auf wundersame Weise neu beginnen, wenn wir den Mut finden, es gemäß den Weisungen des Evangeliums zu leben. Und es spielt keine Rolle, ob alles schief gelaufen zu sein scheint und ob einige Dinge mittlerweile nicht mehr rückgängig zu machen sind. Gott kann Blumen zwischen den Felsen sprießen lassen.“ Dies in einer Familie glaubwürdig vorgelebt zu bekommen, kann das Leben dauerhaft prägen und verwandeln!
- Natürlich, es wäre nicht der Papst, wenn er nicht auch auf die Flüchtlingsexistenz der Hl. Familie hinweisen würde. Das Evangelium berichtet nur, dass sie nach Ägypten fliehen und nach einigen Jahren wieder zurückkehren. Josef musste sich wie alle Männer und Väter in dieser Lage mit den konkreten Problemen einer Migrantenfamilie herumschlagen – und gerade deswegen sei er ein besonderer Schutzpatron für die, die wegen Krieg, Hass, Verfolgung und Elend ihr Land verlassen müssen. Dabei steht aber eine starke religiöse Überzeugung im Hintergrund: „Auch unser Leben scheint manchmal starken Mächten ausgeliefert zu sein. Doch das Evangelium sagt uns, dass es Gott immer gelingt, das zu retten, worauf es ankommt, vorausgesetzt, dass wir den gleichen kreativen Mut aufbringen wie der Zimmermann von Nazareth. Er versteht es, ein Problem in eine Chance zu verwandeln, und zwar dadurch, dass er immer in erster Linie auf die Vorsehung vertraut.“
Gerade in dieser für uns so bedrängenden Zeit lohnt es, das Weihnachtsgeheimnis in all seinen Facetten zu betrachten. Wir können viel dabei lernen – und so den Mut bekommen, Verantwortung füreinander zu übernehmen, so, wie Josef das getan hat.
Amen.
Fürbitten Hl. Familie
Allmächtiger Gott, Dein Sohn ist Mensch geworden und hat die Bedingungen unseres Lebens angenommen. Wir bitten Dich:
- Wir bitten Dich für unsere Familien: dass in ihnen erfahrbar ist, dass im Vertrauen auf Deine Vorsehung Leben gelingen kann.
(Wir bitten dich, erhöre uns)
- Für die Eltern, die sich Sorgen um ihre Kinder machen: Stärke sie in dem Vertrauen, dass Du keinen aus Deiner Sorge entlässt.
- Für die Kinder, die ohne Eltern aufwachsen müssen: Lass sie durch andere Nähe, Geborgenheit und Wärme erfahren, so dass sie dem Leben mutig begegnen können.
- Für die Eheleute, die sich auseinander gelebt haben: Eröffne ihnen durch das Geschenk der Vergebung neue Wege in die Zukunft.
- Für die, die in verschiedenen Formen der Partnerschaften oder in Ordensgemeinschaften leben: Dass sie als die angenommen und geliebt werden, die sie sind und immer mehr sein sollen.
- Für unsere Verstorbenen: Lass sie als Brüder und Schwestern Jesu Seine Gemeinschaft erfahren.
Sei Du mit uns auf unserem Weg durch die Zeit, der Du mit dem Sohn und dem Geist lebst und herrschst in alle Ewigkeit. Amen.
